Offenstallwissen
Offenstallwissen
Gesunder Boden = Gesunde Pferdegräser?
Veröffentlicht am 27.4.2015
Wenn man anfängt, sich mit ökologischer Bewirtschaftung zu beschäftigen, dann versteht man sehr schnell, dass der Boden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen sollte. Gesunde Gräser können nur auf gesundem Boden wachsen. Um einen Eindruck von der Bodenqualität zu bekommen, gibt es neben den Bodenproben zunächst eine einfache Vorgehensweise: die Spatenprobe.
Man sticht mit dem Spaten einen Bodenziegel aus und sieht ihn sich genau an bezüglich Farbe, Ausprägung von Schichten, Struktur der Erde (krümelig <-> scharfe Platten), Durchwurzelung, Anzahl Regenwürmer und der Regenwurmgänge, farbige Einschlüsse, ….
Der Winterauslauf
Ich habe begonnen auf einem Stück intensiv genutzter Winterweide. Vielleicht noch als Vorbemerkung: Unser Land wurde jahrelang von der Agrargenossenschaft konventionell bewirtschaftet. Ab 2002 haben wir die Flächen übernommen und die ersten Jahre die Sommerweiden mit geringen Mengen Kalkstickstoff gedüngt und ziemlich intensiv genutzt. Im letzten Jahr haben wir auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt und die Weiden nur noch mit Kompost gedüngt und effektiven Mikroorganismen besprüht.
Im Winterauslauf war ich nicht in der Lage, einen Bodenziegel auszuheben. Der Spaten ging extrem schwer in den Boden hinein. Beim Versuch, den Ziegel heraus zu holen, brach es immer in festen Platten ab. Man sieht auf diesem ersten Bild die stark verfestigten Schichten. Da kaum Bewuchs auf der Fläche ist, gibt es auch keine Durchwurzelung.
Man sieht einzelne Regenwurmgänge. Ansonsten wirkt der Boden ziemlich tot.
Die Sommerweide
Als nächsten habe ich den Boden auf einer Sommerweide betrachtet. Der Spaten ging etwas leichter in den Boden hinein und man konnte den Bodenziegel problemlos herausheben.
Der Boden hat eine durchgehende Farbe. Man sieht kleine rostige Einschlüsse (spricht für zuwenig Sauerstoff).
Die oberste Schicht ist gut durchwurzelt. In meinem kleinen Loch waren insgesamt 5 Regenwürmer.
Jetzt fragt man sich eventuell, wie es denn aussehen soll. Das hängt natürlich von dem jeweiligen Boden ab. Wenn ich Sandboden habe, dann ergeben sich andere Bilder, als wenn es sich eher um lehmigen Boden handelt.
Einen guten Vergleich bekommt man, wenn man die Spatenprobe auf einem ungenutzten, angrenzenden Stück Land durchführt, welches nicht bewirtschaftet wurde.
Der Randstreifen
Als letztes haben wir daher einen Randstreifen außerhalb der Pferdeweiden begutachtet.
Der Spaten ging sehr leicht in den Boden hinein. Die Farbe ist deutlich dunkler, was bedeutet, dass der Boden mehr organisches Material enthält. Man sieht eine gute Durchwurzelung. Die Erde hat eine krümeligere Struktur als auf der Pferdeweide. Es gibt also noch was zu tun :-)
Man hat einen anderen Bezug zum Boden, wenn man ihn sich einmal genauer ansieht. Lesen kann man viel, aber wenn man die Auswirkungen in der Erde sieht und fühlt, bekommt man ein anderes Verständnis.
Was kann man tun, um eine gute Bodenqualität zu bekommen und zu erhalten?
Pfade als Auslauf. Wenn man zu viele Pferde auf zu wenig Fläche halten möchte (ist bei uns und bei 99% aller Betriebe der Fall), dann sollte man aus meiner Sicht, nicht den Pferden die gesamte Fläche immer zur Verfügung stellen. Für die Natur und die Gesundheit der Pferde ist es besser, wenn es einen „geopferten“ Auslaufbereich gibt. Dieses ist zum Beispiel ein Pfad um die verfügbare Fläche herum (Prinzip Paddock Trail). Durch den Pfad haben die Pferde maximal lange Laufwege und die Natur hat nur schmale leblose Bereiche statt eine größere Fläche. Auf größeren Fläche sollte man zumindest Bauminseln auszäunen.
Schonende Nutzung der Sommerweiden. Die restliche Weidefläche sollte dann so schonend benutzt werden, dass es dem Boden, den Gräsern und damit auch den Pferden gut geht. Man macht also zum Beispiel schmale Weidestreifen (wichtig: eine Öffnung an jeder Seite), die von den Pferden abwechselnd abgegrast werden können. Sobald die Graslänge kürzer als 5-6 cm wird, darf sich der Streifen wieder erholen. Die Länge der Weidezeit richtet sich nach der Größe der Fläche im Vergleich zur Anzahl der Pferde. Dieses Prinzip wird wunderbar in einem Video von einem Paddock Trail in den Niederlanden gezeigt. Sehenswert!
Hecken an den Weiden. Hecken haben einen vielfältigen Nutzen für Natur und Pferde. Sie liefern Nahrung und Lebensraum für viele Tiere und die Pferde können überhängende Äste abknabbern. Sie haben aber auch für den Boden Vorteile. Der Windschutz verringert das Austrocknen des Bodens, der Laubeintrag liefert organisches Material, der Boden ist noch in einem Abstand von 20m belebter und man kann einen höheren Magnesium- und Phosphatgehalt messen.
Organische Düngung. Kunstdünger stören das Bodenlebewesen. Wenn eine Düngung notwendig ist, sollte man daher Kompost nutzen. Ist der Boden sehr „tot“, kann man gute Ergebnisse mit effektiven Mikroorganismen und Steinmehl erzielen. Dieses Thema ist jedoch etwas komplexer und wird demnächst noch ausführlicher betrachtet werden ….
Gesunder Boden = Gesunde Pferdegräser?
Veröffentlicht am 27.4.2015
Wenn man anfängt, sich mit ökologischer Bewirtschaftung zu beschäftigen, dann versteht man sehr schnell, dass der Boden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen sollte. Gesunde Gräser können nur auf gesundem Boden wachsen. Um einen Eindruck von der Bodenqualität zu bekommen, gibt es neben den Bodenproben zunächst eine einfache Vorgehensweise: die Spatenprobe.
Man sticht mit dem Spaten einen Bodenziegel aus und sieht ihn sich genau an bezüglich Farbe, Ausprägung von Schichten, Struktur der Erde (krümelig <-> scharfe Platten), Durchwurzelung, Anzahl Regenwürmer und der Regenwurmgänge, farbige Einschlüsse, ….
Der Winterauslauf
Ich habe begonnen auf einem Stück intensiv genutzter Winterweide. Vielleicht noch als Vorbemerkung: Unser Land wurde jahrelang von der Agrargenossenschaft konventionell bewirtschaftet. Ab 2002 haben wir die Flächen übernommen und die ersten Jahre die Sommerweiden mit geringen Mengen Kalkstickstoff gedüngt und ziemlich intensiv genutzt. Im letzten Jahr haben wir auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt und die Weiden nur noch mit Kompost gedüngt und effektiven Mikroorganismen besprüht.
Im Winterauslauf war ich nicht in der Lage, einen Bodenziegel auszuheben. Der Spaten ging extrem schwer in den Boden hinein. Beim Versuch, den Ziegel heraus zu holen, brach es immer in festen Platten ab. Man sieht auf diesem ersten Bild die stark verfestigten Schichten. Da kaum Bewuchs auf der Fläche ist, gibt es auch keine Durchwurzelung.
Man sieht einzelne Regenwurmgänge. Ansonsten wirkt der Boden ziemlich tot.
Die Sommerweide
Als nächsten habe ich den Boden auf einer Sommerweide betrachtet. Der Spaten ging etwas leichter in den Boden hinein und man konnte den Bodenziegel problemlos herausheben.
Der Boden hat eine durchgehende Farbe. Man sieht kleine rostige Einschlüsse (spricht für zuwenig Sauerstoff).
Die oberste Schicht ist gut durchwurzelt. In meinem kleinen Loch waren insgesamt 5 Regenwürmer.
Jetzt fragt man sich eventuell, wie es denn aussehen soll. Das hängt natürlich von dem jeweiligen Boden ab. Wenn ich Sandboden habe, dann ergeben sich andere Bilder, als wenn es sich eher um lehmigen Boden handelt.
Einen guten Vergleich bekommt man, wenn man die Spatenprobe auf einem ungenutzten, angrenzenden Stück Land durchführt, welches nicht bewirtschaftet wurde.
Der Randstreifen
Als letztes haben wir daher einen Randstreifen außerhalb der Pferdeweiden begutachtet.
Der Spaten ging sehr leicht in den Boden hinein. Die Farbe ist deutlich dunkler, was bedeutet, dass der Boden mehr organisches Material enthält. Man sieht eine gute Durchwurzelung. Die Erde hat eine krümeligere Struktur als auf der Pferdeweide. Es gibt also noch was zu tun :-)
Man hat einen anderen Bezug zum Boden, wenn man ihn sich einmal genauer ansieht. Lesen kann man viel, aber wenn man die Auswirkungen in der Erde sieht und fühlt, bekommt man ein anderes Verständnis.
Was kann man tun, um eine gute Bodenqualität zu bekommen und zu erhalten?
Pfade als Auslauf. Wenn man zu viele Pferde auf zu wenig Fläche halten möchte (ist bei uns und bei 99% aller Betriebe der Fall), dann sollte man aus meiner Sicht, nicht den Pferden die gesamte Fläche immer zur Verfügung stellen. Für die Natur und die Gesundheit der Pferde ist es besser, wenn es einen „geopferten“ Auslaufbereich gibt. Dieses ist zum Beispiel ein Pfad um die verfügbare Fläche herum (Prinzip Paddock Trail). Durch den Pfad haben die Pferde maximal lange Laufwege und die Natur hat nur schmale leblose Bereiche statt eine größere Fläche. Auf größeren Fläche sollte man zumindest Bauminseln auszäunen.
Schonende Nutzung der Sommerweiden. Die restliche Weidefläche sollte dann so schonend benutzt werden, dass es dem Boden, den Gräsern und damit auch den Pferden gut geht. Man macht also zum Beispiel schmale Weidestreifen (wichtig: eine Öffnung an jeder Seite), die von den Pferden abwechselnd abgegrast werden können. Sobald die Graslänge kürzer als 5-6 cm wird, darf sich der Streifen wieder erholen. Die Länge der Weidezeit richtet sich nach der Größe der Fläche im Vergleich zur Anzahl der Pferde. Dieses Prinzip wird wunderbar in einem Video von einem Paddock Trail in den Niederlanden gezeigt. Sehenswert!
Hecken an den Weiden. Hecken haben einen vielfältigen Nutzen für Natur und Pferde. Sie liefern Nahrung und Lebensraum für viele Tiere und die Pferde können überhängende Äste abknabbern. Sie haben aber auch für den Boden Vorteile. Der Windschutz verringert das Austrocknen des Bodens, der Laubeintrag liefert organisches Material, der Boden ist noch in einem Abstand von 20m belebter und man kann einen höheren Magnesium- und Phosphatgehalt messen.
Organische Düngung. Kunstdünger stören das Bodenlebewesen. Wenn eine Düngung notwendig ist, sollte man daher Kompost nutzen. Ist der Boden sehr „tot“, kann man gute Ergebnisse mit effektiven Mikroorganismen und Steinmehl erzielen. Dieses Thema ist jedoch etwas komplexer und wird demnächst noch ausführlicher betrachtet werden ….