Offenstallwissen

Offenstallwissen

Verschiedene Fressbedürfnisse im Offenstall

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 6.12.2019

In vielen Offenstallgruppen gibt es Pferde mit unterschiedlichen Fressbedürfnissen: leichtfuttrige Isländer leben zusammen mit großen Holsteinern, ältere Pferde, die Mühe haben, ihr Gewicht zu halten, stehen zusammen mit dicken Vertretern mit Stoffwechselstörungen. Als Stallbetreiber möchte man allen gerecht werden und steht damit vor einer schwierigen Aufgabe.

In der Regel versucht man einen möglichst guten Kompromiss zu finden. Pferde mit größerem Bedarf müssen dann von ihren Besitzern gegebenenfalls zugefüttert werden und die zu dicken Pferde benötigen ein intensiveres Arbeitsprogramm. Doch was macht man, wenn diese Bemühungen nicht ausreichen?

Extra-Heuräume für die dünnen Pferde

Die bequemste Variante ist ein automatisches Selektionstor mit einer Einzelpferd-Erkennung. Diese technische Lösung wird von den Firmen HIT und Schauer angeboten. Das eher magere Pferd trägt einen Transponder und wird dadurch in einem speziellen Ständer erkannt. Nur bei diesem Pferd öffnet sich dann ein Tor und es kann in einen extra Heuraum hineingehen und dort frei fressen. Auf dem folgenden Foto sieht man so ein Selektionssystem von der Firma HIT. Bei diesem Pferd hat sich gerade die vordere Tür geöffnet.

Selektionstür Offenstall

Foto: Firma HIT, www.aktivstall.de

Verlassen kann es diesen Raum dann wieder selbständig durch ein sogenanntes Einbahn-Tor. Dieses kann das Pferd von einer Seite mit der Brust aufdrücken und hindurchgehen. Bei uns gab es allerdings auch schon einmal ein besonders intelligentes Pferd, welches das Tor auch von der falschen Seite öffnen konnte. Wenn man so ein Exemplar in der Offenstallgruppe hat, steht man vor besonderen Herausforderungen :-).

Auf diesem Bild sieht man noch einmal im Hintergrund links ein Selektionssystem als Eingang zu einem extra Heuraum und ein Einbahn-Tor (oder auch Ein-Wege-Tor genannt) links im Vordergrund als Ausgang.

Selektionssystem Offenstall

Foto: Firma HIT, www.aktivstall.de

Die Investition eines automatischen Selektionssystems lohnt sich jedoch leider erst ab einer größeren Pferdeanzahl. 

Wenn man nur ein oder zwei Pferde zufüttern möchte, dann ist es sinnvoll, einen Extra-Heuraum anzulegen und die Pferde dort ein bis zweimal täglich per Hand hinein zu führen. Verlassen können sie den Raum eigenständig über das oben vorgestellte Einbahn-Tor. Da man nicht warten muss, bis die Pferde aufgefressen haben, finde ich diese Lösung relativ gut machbar. Man kann es so auch lösen, wenn man zum Beispiel ein älteres Pferd aufgrund von Zahnproblemen mit eingeweichten Heucobs zufüttern muss.

In einem Offenstall kann es dann zum Beispiel so aussehen. An Heuraufe 1 wird nur portioniert gefüttert. Heuraufe 2 liegt in einem Extrabereich. Man kann die Pferde mit einem zusätzlichen Heubedarf hineinführen und sie können so lange fressen, wie sie möchten. Anschließend können Sie über ein Einwege-Tor den Bereich wieder selbständig verlassen und zur Herde zurückkehren.

Heufütterung Offenstall

Alternative Lösung

Hat man mehrere Pferde, die viel Heu fressen dürfen und nur zwei oder drei, die zu dick werden, dann kann man auch eine andere Lösung entwickeln. Wir haben diese Situation in einem unserer Offenställe. Es stehen dort 11 Pferde und wir bieten Heu ad libitum an in Raufen mit engmaschigen Netzen. Um die Heuaufnahme noch etwas zu reduzieren, gibt es eine Heupause von 3-4 Stunden vormittags. In dieser Zeit sind die Pferde im vorderen Bereich abgesperrt und können nicht zu den Heuraufen. Dieser hintere Teil des Offenstalls wird in dieser Zeit gereinigt. Mit dieser Lösung kommen 8 Pferde sehr gut zurecht, bei zwei Isländern und einem Fjordpferd ist die Heumenge jedoch immer noch reichlich und sie haben Mühe, ein passendes Gewicht zu halten.

Die Lösung, die hier zusammen mit den Einstellern entwickelt wurde, sieht nun so aus, dass die drei Pferde mit geringerem Bedarf, weitere 4 Stunden von den anderen abgetrennt gehalten werden. In diesem Extra-Diätraum befindet sich ein Unterstand, eine Strohraufe (mit einer Mini-Menge Heu untergemischt) und ein Teil der Wasserfurt. Die Pferde haben somit eine zweite Heupause und trotzdem etwas Raufutter zum Knabbern. Auf dem folgenden Bild sieht man die räumliche Situation in diesem Offenstall. Es handelt sich um einen Paddock Trail. Im rechten Teil befinden sich zwei Unterstände, die Tränke und eine Wasserfurt. Über einen Mittelweg gelangen die Pferde auf den linken Teil, auf dem drei Heuraufen liegen. Die Abtrennung des Diätraumes erfolgt im rechten Bereich an den roten Strichen. Die Fläche ist so groß, dass sich die Pferde dort auch bewegen und spielen können.

Fressräume Offenstall

Die drei Pferde kommen gut damit zurecht. Hier sieht man sie zusammen an der Strohraufe.

Strohraufe im Diät-Raum

Hin und wieder machen sie noch selbständig ein kleines Fitness-Programm :-).

Verschiedene Fressbedürfnisse im Offenstall

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 6.12.2019

In vielen Offenstallgruppen gibt es Pferde mit unterschiedlichen Fressbedürfnissen: leichtfuttrige Isländer leben zusammen mit großen Holsteinern, ältere Pferde, die Mühe haben, ihr Gewicht zu halten, stehen zusammen mit dicken Vertretern mit Stoffwechselstörungen. Als Stallbetreiber möchte man allen gerecht werden und steht damit vor einer schwierigen Aufgabe.

In der Regel versucht man einen möglichst guten Kompromiss zu finden. Pferde mit größerem Bedarf müssen dann von ihren Besitzern gegebenenfalls zugefüttert werden und die zu dicken Pferde benötigen ein intensiveres Arbeitsprogramm. Doch was macht man, wenn diese Bemühungen nicht ausreichen?

Extra-Heuräume für die dünnen Pferde

Die bequemste Variante ist ein automatisches Selektionstor mit einer Einzelpferd-Erkennung. Diese technische Lösung wird von den Firmen HIT und Schauer angeboten. Das eher magere Pferd trägt einen Transponder und wird dadurch in einem speziellen Ständer erkannt. Nur bei diesem Pferd öffnet sich dann ein Tor und es kann in einen extra Heuraum hineingehen und dort frei fressen. Auf dem folgenden Foto sieht man so ein Selektionssystem von der Firma HIT. Bei diesem Pferd hat sich gerade die vordere Tür geöffnet.

Selektionstür Offenstall

Foto: Firma HIT, www.aktivstall.de

Verlassen kann es diesen Raum dann wieder selbständig durch ein sogenanntes Einbahn-Tor. Dieses kann das Pferd von einer Seite mit der Brust aufdrücken und hindurchgehen. Bei uns gab es allerdings auch schon einmal ein besonders intelligentes Pferd, welches das Tor auch von der falschen Seite öffnen konnte. Wenn man so ein Exemplar in der Offenstallgruppe hat, steht man vor besonderen Herausforderungen :-).

Auf diesem Bild sieht man noch einmal im Hintergrund links ein Selektionssystem als Eingang zu einem extra Heuraum und ein Einbahn-Tor (oder auch Ein-Wege-Tor genannt) links im Vordergrund als Ausgang.

Selektionssystem Offenstall

Foto: Firma HIT, www.aktivstall.de

Die Investition eines automatischen Selektionssystems lohnt sich jedoch leider erst ab einer größeren Pferdeanzahl. 

Wenn man nur ein oder zwei Pferde zufüttern möchte, dann ist es sinnvoll, einen Extra-Heuraum anzulegen und die Pferde dort ein bis zweimal täglich per Hand hinein zu führen. Verlassen können sie den Raum eigenständig über das oben vorgestellte Einbahn-Tor. Da man nicht warten muss, bis die Pferde aufgefressen haben, finde ich diese Lösung relativ gut machbar. Man kann es so auch lösen, wenn man zum Beispiel ein älteres Pferd aufgrund von Zahnproblemen mit eingeweichten Heucobs zufüttern muss.

In einem Offenstall kann es dann zum Beispiel so aussehen. An Heuraufe 1 wird nur portioniert gefüttert. Heuraufe 2 liegt in einem Extrabereich. Man kann die Pferde mit einem zusätzlichen Heubedarf hineinführen und sie können so lange fressen, wie sie möchten. Anschließend können Sie über ein Einwege-Tor den Bereich wieder selbständig verlassen und zur Herde zurückkehren.

Heufütterung Offenstall

Alternative Lösung

Hat man mehrere Pferde, die viel Heu fressen dürfen und nur zwei oder drei, die zu dick werden, dann kann man auch eine andere Lösung entwickeln. Wir haben diese Situation in einem unserer Offenställe. Es stehen dort 11 Pferde und wir bieten Heu ad libitum an in Raufen mit engmaschigen Netzen. Um die Heuaufnahme noch etwas zu reduzieren, gibt es eine Heupause von 3-4 Stunden vormittags. In dieser Zeit sind die Pferde im vorderen Bereich abgesperrt und können nicht zu den Heuraufen. Dieser hintere Teil des Offenstalls wird in dieser Zeit gereinigt. Mit dieser Lösung kommen 8 Pferde sehr gut zurecht, bei zwei Isländern und einem Fjordpferd ist die Heumenge jedoch immer noch reichlich und sie haben Mühe, ein passendes Gewicht zu halten.

Die Lösung, die hier zusammen mit den Einstellern entwickelt wurde, sieht nun so aus, dass die drei Pferde mit geringerem Bedarf, weitere 4 Stunden von den anderen abgetrennt gehalten werden. In diesem Extra-Diätraum befindet sich ein Unterstand, eine Strohraufe (mit einer Mini-Menge Heu untergemischt) und ein Teil der Wasserfurt. Die Pferde haben somit eine zweite Heupause und trotzdem etwas Raufutter zum Knabbern. Auf dem folgenden Bild sieht man die räumliche Situation in diesem Offenstall. Es handelt sich um einen Paddock Trail. Im rechten Teil befinden sich zwei Unterstände, die Tränke und eine Wasserfurt. Über einen Mittelweg gelangen die Pferde auf den linken Teil, auf dem drei Hauraufen liegen. Die Abtrennung des Diätraumes erfolgt im rechten Bereich an den roten Strichen. Die Fläche ist so groß, dass sich die Pferde dort auch bewegen und spielen können.

Fressräume Offenstall

Die drei Pferde kommen gut damit zurecht. Hier sieht man sie zusammen an der Strohraufe.

Strohraufe im Diät-Raum

Und hin und wieder machen sie noch selbständig ein kleines Fitness-Programm :-).