Offenstallwissen
Offenstallwissen
Frost im Offenstall
Veröffentlicht am 23.2.2021 von Katharina Graf und Kathelijne Brand
Mit den sinkenden Temperaturen steigt bei vielen Pferdehaltern die Anspannung. Was kann man machen, um die eiskalten Tage im Offenstall gut zu überstehen?
Boden
Aus Matschlandschaft wird Huckelpiste, was hilft?
Befestigte Wege: Die wichtigsten Wege sind die Wege zwischen Heu, Wasser und Unterstand. Wenn die Option besteht Bereiche mit Paddockrastern dauerhaft zu befestigten, empfiehlt es sich auf diese Bereiche Wert zu legen. Wir habe die Erfahrung gemacht, dass bei Dauerfrost verlegte Platten auch während und nach dem Tauwetter gut liegen bleiben und nicht unregelmäßig
absacken (wir haben jedoch eher sandigen Boden, möglicherweise sieht das bei anderem Grundboden anders aus). Es hilft den Unterbau gut zu befestigen. Da wir keine Rüttelplatte zur Verfügung haben, fahren wir den aufgebrachten Unterbau Spur für Spur mit einem Trecker an. Wenn wir bei sehr kaltem Wetter Paddockraster verlegen, lassen wir alle 10 - 12 Meter eine ca. 5 cm - 10 cm große Dehnungsfuge.
Sand aufbringen: Als schnelle Lösung kann es helfen Wege oder Bereiche mit Sand aufzuschütten, um die Löcher aufzufüllen und das Laufen zu erleichtern. Man muss sich allerdings darauf einstellen dass an diesen Stellen der Matsch nach dem Tauen noch tiefer wird als vorher. Also nur als Akutlösung gegen die Huckelpiste, nicht als Dauerlösung. Im Internet findet man auch Beiträge, bei denen die Löcher mit Mist aufgefüllt wurden. Wir haben diesbezüglich keine Erfahrungswerte, stellen uns das Misten bei Tauwetter aber dann sehr mühsam vor.
Abschleppen: Es lohnt sich kurz vor dem Frost den Matsch oberflächlich abzuschleppen, sodass ebene Bereiche entstehen, auf denen die Pferde gut laufen können. Wir haben dazu einen alten Traktor mit einer Reifenschleppe. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit dazu tiefen Matsch großzügig auf einen Hügel zu schleppen. Dadurch entsteht Struktur und Gefälle auf unseren sonst sehr geraden Paddocks. Langfristig soll es dabei helfen Oberflächenwasser in die Gräben zu leiten
Ebene Bereiche absperren: Um zu vermeiden, dass abgeschleppte Bereiche direkt wieder zertreten werden, kann man ggf. diese Bereiche absperren und erst nach dem Frost wieder öffnen (ACHTUNG: Zaun so bauen, dass Pfosten ggf. stehen bleiben können, falls sie festfrieren)
Alternativ kann man auch dauerhaft Bereiche abgetrennt lassen, sie nur bei Frost zugänglich gemacht werden. Auf dem Bild ist links ein dauerhaft zugänglicher „Matschweg“ nach oben, mittig und rechts ein dauerhaft abgesperrter Bereich, der nur bei Frost geöffnet wird.
Glätte: Gegen Glätte kann Sand oder Asche streuen helfen. Beides schadet den Pferdehufen nicht.
Tauwetter: In der Übergangsphase kann es passieren, dass es tagsüber taut und nachts wieder friert. Dadurch können sehr glatte Eisflächen entstehen. Es kann helfen, auf die angetauten Stellen altes Heu zu legen, das für die Pferde nicht mehr attraktiv ist und dort über Nacht festfriert. Dadurch wird die Oberfläche rau und die Pferde rutschen deutlich weniger.
Wasserversorgung
Frostfreie Tränken: Es lohnt sich die Wasserleitung so tief zu vergraben dass sie frostfrei bleibt. Bei uns in Brandenburg reichen dafür 1,20m. Wir haben gute Erfahrungen mit den folgenden Anbietern von frostfreien Tränken gemacht: Balltränke von Patura, Nelson Tränken bei Texas Trading.
Auch ohne Wasserleitung gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Kessel mit Grabkerzen: Ein ehemaliger Schlachtekessel, der unten drunter mit Grabkerzen bestückt wird, hält das Wasser frostfrei (je nach Menge der Kerzen und Menge an Wasser). Die Grabkerzen brennen häufig mehrere Tage. Es gibt auch eine Tränke (90L) aus Edelstahl, die nach dem selben Prinzip funktioniert.
Pumptränke: Es gibt Pumptränken, durch die sich die Pferde über einen Brunnen selbstständig Wasser hochpumpen können. Diese können mit einer Petroleum Heizung bestückt werden und sollen dadurch frostfrei bleiben. Ein Beispielanbieter ist Suevia.
Flydebricks sind lebensmittelechte Kunststoffplättchen, die die Wasseroberfläche regelmäßig stören und dadurch ein Einfrieren verzögern - NICHT verhindern.
Fokus auf das Wesentliche
An wirklich kalten Tagen mit schwierigen Wetterbedingungen versuchen wir uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. So verzichten wir auf das gezielte Schaffen von Laufanreizen, wenn der Matsch buckelig gefroren ist und noch nicht überall befestigte Wege vorliegen. Am Wichtigsten ist, dass die Pferde fressen, trinken und liegen. Durch die Heuraufen von Patura können wir relativ einfach die Raufen umstellen und im Notfall in die Nähe der Tränke stellen oder dort hin, wo es nicht zu huckelig ist. Wenn nötig, kann bei eisigen Temperaturen Heu ohne Heunetze angeboten werden. Pferde habe bei Minustemperaturen einen erhöhten Energieerhaltungsbedarf, weswegen uneingeschränktes Fressen helfen kann mit kalten Temperaturen zurecht zu kommen. Wer nicht die Option hat mehrfach am Tag ausführlich zu misten, kann frische Pferdeäpfel auf Rastern regelmäßig bei Seite schieben, sodass Fressbereiche sauber bleiben und die Äppel dort nicht festfrieren. Auch frisch eingestreute Liegebereiche / Unterstände machen es für die Pferde angenehmer.
Frost im Offenstall
Veröffentlicht am 23.2.2021 von Katharina Graf und Kathelijne Brand
Mit den sinkenden Temperaturen steigt bei vielen Pferdehaltern die Anspannung. Was kann man machen, um die eiskalten Tage im Offenstall gut zu überstehen?
Boden
Aus Matschlandschaft wird Huckelpiste, was hilft?
Befestigte Wege: Die wichtigsten Wege sind die Wege zwischen Heu, Wasser und Unterstand. Wenn die Option besteht Bereiche mit Paddockrastern dauerhaft zu befestigten, empfiehlt es sich auf diese Bereiche Wert zu legen. Wir habe die Erfahrung gemacht, dass bei Dauerfrost verlegte Platten auch während und nach dem Tauwetter gut liegen bleiben und nicht unregelmäßig
absacken (wir haben jedoch eher sandigen Boden, möglicherweise sieht das bei anderem Grundboden anders aus). Es hilft den Unterbau gut zu befestigen. Da wir keine Rüttelplatte zur Verfügung haben, fahren wir den aufgebrachten Unterbau Spur für Spur mit einem Trecker an. Wenn wir bei sehr kaltem Wetter Paddockraster verlegen, lassen wir alle 10 - 12 Meter eine ca. 5 cm - 10 cm große Dehnungsfuge.
Sand aufbringen: Als schnelle Lösung kann es helfen Wege oder Bereiche mit Sand aufzuschütten, um die Löcher aufzufüllen und das Laufen zu erleichtern. Man muss sich allerdings darauf einstellen dass an diesen Stellen der Matsch nach dem Tauen noch tiefer wird als vorher. Also nur als Akutlösung gegen die Huckelpiste, nicht als Dauerlösung. Im Internet findet man auch Beiträge, bei denen die Löcher mit Mist aufgefüllt wurden. Wir haben diesbezüglich keine Erfahrungswerte, stellen uns das Misten bei Tauwetter aber dann sehr mühsam vor.
Abschleppen: Es lohnt sich kurz vor dem Frost den Matsch oberflächlich abzuschleppen, sodass ebene Bereiche entstehen, auf denen die Pferde gut laufen können. Wir haben dazu einen alten Traktor mit einer Reifenschleppe. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit dazu tiefen Matsch großzügig auf einen Hügel zu schleppen. Dadurch entsteht Struktur und Gefälle auf unseren sonst sehr geraden Paddocks. Langfristig soll es dabei helfen Oberflächenwasser in die Gräben zu leiten
Ebene Bereiche absperren: Um zu vermeiden, dass abgeschleppte Bereiche direkt wieder zertreten werden, kann man ggf. diese Bereiche absperren und erst nach dem Frost wieder öffnen (ACHTUNG: Zaun so bauen, dass Pfosten ggf. stehen bleiben können, falls sie festfrieren)
Alternativ kann man auch dauerhaft Bereiche abgetrennt lassen, sie nur bei Frost zugänglich gemacht werden. Auf dem Bild ist links ein dauerhaft zugänglicher „Matschweg“ nach oben, mittig und rechts ein dauerhaft abgesperrter Bereich, der nur bei Frost geöffnet wird.
Glätte: Gegen Glätte kann Sand oder Asche streuen helfen. Beides schadet den Pferdehufen nicht.
Tauwetter: In der Übergangsphase kann es passieren, dass es tagsüber taut und nachts wieder friert. Dadurch können sehr glatte Eisflächen entstehen. Es kann helfen, auf die angetauten Stellen altes Heu zu legen, das für die Pferde nicht mehr attraktiv ist und dort über Nacht festfriert. Dadurch wird die Oberfläche rau und die Pferde rutschen deutlich weniger.
Wasserversorgung
Frostfreie Tränken: Es lohnt sich die Wasserleitung so tief zu vergraben dass sie frostfrei bleibt. Bei uns in Brandenburg reichen dafür 1,20m. Wir haben gute Erfahrungen mit den folgenden Anbietern von frostfreien Tränken gemacht: Balltränke von Patura, Nelson Tränken bei Texas Trading.
Auch ohne Wasserleitung gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Kessel mit Grabkerzen: Ein ehemaliger Schlachtekessel, der unten drunter mit Grabkerzen bestückt wird, hält das Wasser frostfrei (je nach Menge der Kerzen und Menge an Wasser). Die Grabkerzen brennen häufig mehrere Tage. Es gibt auch eine Tränke (90L) aus Edelstahl, die nach dem selben Prinzip funktioniert.
Pumptränke: Es gibt Pumptränken, durch die sich die Pferde über einen Brunnen selbstständig Wasser hochpumpen können. Diese können mit einer Petroleum Heizung bestückt werden und sollen dadurch frostfrei bleiben. Ein Beispielanbieter ist Suevia.
Flydebricks sind lebensmittelechte Kunststoffplättchen, die die Wasseroberfläche regelmäßig stören und dadurch ein Einfrieren verzögern - NICHT verhindern.
Fokus auf das Wesentliche
An wirklich kalten Tagen mit schwierigen Wetterbedingungen versuchen wir uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. So verzichten wir auf das gezielte Schaffen von Laufanreizen, wenn der Matsch buckelig gefroren ist und noch nicht überall befestigte Wege vorliegen. Am Wichtigsten ist, dass die Pferde fressen, trinken und liegen. Durch die Heuraufen von Patura können wir relativ einfach die Raufen umstellen und im Notfall in die Nähe der Tränke stellen oder dort hin, wo es nicht zu huckelig ist. Wenn nötig, kann bei eisigen Temperaturen Heu ohne Heunetze angeboten werden. Pferde habe bei Minustemperaturen einen erhöhten Energieerhaltungsbedarf, weswegen uneingeschränktes Fressen helfen kann mit kalten Temperaturen zurecht zu kommen. Wer nicht die Option hat mehrfach am Tag ausführlich zu misten, kann frische Pferdeäpfel auf Rastern regelmäßig bei Seite schieben, sodass Fressbereiche sauber bleiben und die Äppel dort nicht festfrieren. Auch frisch eingestreute Liegebereiche / Unterstände machen es für die Pferde angenehmer.