Offenstallwissen
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Grünkompost als Einstreu - Zusammenfassung
Veröffentlicht am 8.11.2019
Markus Wipperfürth, der Betreiber des Hahnenhofes in Pulheim, benötigte bei einem Pferd mit einem akuten Hufreheschub schnell einen weichen Boden. Er kam damals auf die Idee, Grünkompost zu verwenden. Dieses funktionierte dann so gut, dass die Verwendung auf seinem Hof immer weiter ausgebaut wurde. Im Jahr 2012 gründete dann eine Einstellerin, Kirsten Sölter, die Firma TerrCheval und kümmerte sich in professioneller Form um den Vertrieb von Grünkompost für Pferdebetriebe. Seitdem verbreitet sich diese Art der Einstreu immer mehr. Inzwischen gibt es sogar eine Facebookgruppe Grünkompost in der Pferdehaltung.
Grünkompost hat den großen Vorteil, dass man nasse Stellen nicht herausnehmen muss. Das Bodenleben im Kompost wandelt den Harnstoff um und es entsteht kein Ammoniak. Der Urin verschwindet quasi im Boden. Das macht die Handhabung sehr einfach, da man nur die Pferdeäpfel absammeln muss. Die Pferde nehmen es gerne zum Liegen an, es ist gut isolierend und nicht rutschend. Grünkompost ist das ganze Jahr verfügbar und im Vergleich zu anderen Einstreuarten sehr preiswert.
Woher bekommt man Grünkompost?
Man kann geprüftes Material bei TerrCheval kaufen. Die Firma liegt zwischen Düsseldorf und Köln und ist sehr zu empfehlen. Das Material ist super und Frau Sölter berät auch sehr nett. Wohnt man so weit entfernt, dass der Transport zu teuer wird, dann kann man bei näher gelegenen Kompostieranlagen anfragen.
Grünkompost ist bei den Kompostieranlagen ein fester Begriff. Das Ausgangsmaterial besteht ausschließlich aus Abfällen vom Garten- und Landschaftsbau (Äste, Zweige, etc.) und nicht aus den Abfällen der Biotonnen. Man unterscheidet Frischkompost und Fertigkompost. Die Ausgangsstoffe durchlaufen zunächst die Intensivrotte. Diese dauert in den Kompostwerken bei idealen Kompostbedingungen meist 10 – 14 Tage. Das Ergebnis ist der Frischkompost. Danach erfolgt für 8 – 12 Wochen die Nachrotte, wodurch dann der so genannte Fertigkompost entsteht. Als Einstreu verwendet man besser Frischkompost, da er biologisch aktiver ist und der Harnstoff somit besser von den Bodenlebewesen umgewandelt werden kann.
Man sollte sich den Kompost unbedingt vorher ansehen. Oftmals ist viel Müll enthalten. Die Anlagen bekommen die Gartenabfälle teilweise in Müllsäcken geliefert, in denen sich manchmal noch Bierflaschen und anderer Abfall befinden. Die guten Anlagen sortieren diesen Müll vorher aus, andere schreddern alles mit.
Vor giftigen Gehölzen braucht man keine Bedenken zu haben. Während des Kompostiervorganges werden Temperaturen von über 60° C erreicht. Die verschiedenen Pflanzengifte werden dabei abgebaut. Zudem habe ich bei uns im Offenstall noch kein Pferd auch nur ansatzweise beim Probieren gesehen. Es wird offensichtlich sofort als nicht fressbar eingestuft.
Ein Problem können jedoch (nicht gewünschte) Schimmelpilze sein. Wenn der Kompostierungsprozess nicht optimal verlaufen ist (es kam bei uns in 6 Jahren einmal vor, dass wir so einen Kompost erhalten haben), dann sieht man weiße Schichten im Kompost (wie im folgenden Foto). Wir haben diesen Kompost dann nicht als Einstreu sondern als Dünger für die Weiden verwendet.
Anwendung
Der Grünkompost wird mit einer Schichtdicke von ca. 30 cm eingebracht. Nach dem Festtreten durch die Pferde sollte die Schicht noch mindestens 20 cm stark sein. Der Kompost verfestigt sich mit der Zeit immer stärker. Wenn man gar nichts unternimmt, wird es irgendwann so hart, dass sich viele Pferde nicht mehr hinlegen. Zudem fängt es dann an zu stauben. Um das zu verhindern, gibt es drei Alternativen.
1. Man lockert den Kompost regelmäßig etwas auf. Einige verwenden dazu zum Beispiel kleine Gartenfräsen.
2. Man streut regelmäßig alle 1 - 2 Wochen etwas Kompost nach.
3. Man verwendet zusätzlich eine Tretschicht aus Hackschnitzeln, Miscanthus oder Spänen.
Wir haben uns für die dritte Möglichkeit entschieden und sind sehr zufrieden damit. Man hat immer eine weiche Oberfläche und trotzdem bleiben die Vorteile des Kompostes erhalten. Wir brauchen also keine nassen Stellen herausnehmen, sammeln nur die Pferdeäpfel ab und streuen 2 - 3 mal während des Winterhalbjahrs etwas Späne nach. Die Kompostschicht kann so lange drin bleiben, wie sie ihre Aufgaben erfüllt. In einigen Unterständen wechseln wir sie einmal im Jahr, in einem Unterstand haben wir sie jetzt vier Jahre genutzt, ohne Qualitätsverluste festzustellen. Probleme gibt es eigentlich nur, wenn die Kompostplätze zu klein sind und zu viele Pferde auf zu wenig Kompost urinieren. Dann wird der Kompost feucht, die Mikroorganismen sind quasi mit der Urinmenge überfordert. Lagern (falls notwendig) kann man den Kompost draußen unter einem Kompost-Vlies.
In dem Video (von Stefan Seyfarth) sieht man den Liegebereich in einem unserer Offenställe. Als Oberschicht verwenden wir zur Zeit Späne. Es sind Siebreste von Spielplatzhackschnitzeln, die wir relativ kostengünstig bekommen können. Den Grünkompost beziehen wir von einer Kompostieranlage Nähe Dresden, bei denen der Substrathandel ein wichtiges Standbein ist und die daher mit der notwendigen Sorgfalt vorgehen.
Grünkompost als Einstreu - Zusammenfassung
Veröffentlicht am 8.11.2019
Markus Wipperfürth, der Betreiber des Hahnenhofes in Pulheim, benötigte bei einem Pferd mit einem akuten Hufreheschub schnell einen weichen Boden. Er kam damals auf die Idee, Grünkompost zu verwenden. Dieses funktionierte dann so gut, dass die Verwendung auf seinem Hof immer weiter ausgebaut wurde. Im Jahr 2012 gründete dann eine Einstellerin, Kirsten Sölter, die Firma TerrCheval und kümmerte sich in professioneller Form um den Vertrieb von Grünkompost für Pferdebetriebe. Seitdem verbreitet sich diese Art der Einstreu immer mehr. Inzwischen gibt es sogar eine Facebookgruppe Grünkompost in der Pferdehaltung.
Grünkompost hat den großen Vorteil, dass man nasse Stellen nicht herausnehmen muss. Das Bodenleben im Kompost wandelt den Harnstoff um und es entsteht kein Ammoniak. Der Urin verschwindet quasi im Boden. Das macht die Handhabung sehr einfach, da man nur die Pferdeäpfel absammeln muss. Die Pferde nehmen es gerne zum Liegen an, es ist gut isolierend und nicht rutschend. Grünkompost ist das ganze Jahr verfügbar und im Vergleich zu anderen Einstreuarten sehr preiswert.
Woher bekommt man Grünkompost?
Man kann geprüftes Material bei TerrCheval kaufen. Die Firma liegt zwischen Düsseldorf und Köln und ist sehr zu empfehlen. Das Material ist super und Frau Sölter berät auch sehr nett. Wohnt man so weit entfernt, dass der Transport zu teuer wird, dann kann man bei näher gelegenen Kompostieranlagen anfragen.
Grünkompost ist bei den Kompostieranlagen ein fester Begriff. Das Ausgangsmaterial besteht ausschließlich aus Abfällen vom Garten- und Landschaftsbau (Äste, Zweige, etc.) und nicht aus den Abfällen der Biotonnen. Man unterscheidet Frischkompost und Fertigkompost. Die Ausgangsstoffe durchlaufen zunächst die Intensivrotte. Diese dauert in den Kompostwerken bei idealen Kompostbedingungen meist 10 – 14 Tage. Das Ergebnis ist der Frischkompost. Danach erfolgt für 8 – 12 Wochen die Nachrotte, wodurch dann der so genannte Fertigkompost entsteht. Als Einstreu verwendet man besser Frischkompost, da er biologisch aktiver ist und der Harnstoff somit besser von den Bodenlebewesen umgewandelt werden kann.
Man sollte sich den Kompost unbedingt vorher ansehen. Oftmals ist viel Müll enthalten. Die Anlagen bekommen die Gartenabfälle teilweise in Müllsäcken geliefert, in denen sich manchmal noch Bierflaschen und anderer Abfall befinden. Die guten Anlagen sortieren diesen Müll vorher aus, andere schreddern alles mit.
Vor giftigen Gehölzen braucht man keine Bedenken zu haben. Während des Kompostiervorganges werden Temperaturen von über 60° C erreicht. Die verschiedenen Pflanzengifte werden dabei abgebaut. Zudem habe ich bei uns im Offenstall noch kein Pferd auch nur ansatzweise beim Probieren gesehen. Es wird offensichtlich sofort als nicht fressbar eingestuft.
Ein Problem können jedoch (nicht gewünschte) Schimmelpilze sein. Wenn der Kompostierungsprozess nicht optimal verlaufen ist (es kam bei uns in 6 Jahren einmal vor, dass wir so einen Kompost erhalten haben), dann sieht man weiße Schichten im Kompost (wie im folgenden Foto). Wir haben diesen Kompost dann nicht als Einstreu sondern als Dünger für die Weiden verwendet.
Anwendung
Der Grünkompost wird mit einer Schichtdicke von ca. 30 cm eingebracht. Nach dem Festtreten durch die Pferde sollte die Schicht noch mindestens 20 cm stark sein. Der Kompost verfestigt sich mit der Zeit immer stärker. Wenn man gar nichts unternimmt, wird es irgendwann so hart, dass sich viele Pferde nicht mehr hinlegen. Zudem fängt es dann an zu stauben. Um das zu verhindern, gibt es drei Alternativen.
1. Man lockert den Kompost regelmäßig etwas auf. Einige verwenden dazu zum Beispiel kleine Gartenfräsen.
2. Man streut regelmäßig alle 1 - 2 Wochen etwas Kompost nach.
3. Man verwendet zusätzlich eine Tretschicht aus Hackschnitzeln, Miscanthus oder Spänen.
Wir haben uns für die dritte Möglichkeit entschieden und sind sehr zufrieden damit. Man hat immer eine weiche Oberfläche und trotzdem bleiben die Vorteile des Kompostes erhalten. Wir brauchen also keine nassen Stellen herausnehmen, sammeln nur die Pferdeäpfel ab und streuen 2 - 3 mal während des Winterhalbjahrs etwas Späne nach. Die Kompostschicht kann so lange drin bleiben, wie sie ihre Aufgaben erfüllt. In einigen Unterständen wechseln wir sie einmal im Jahr, in einem Unterstand haben wir sie jetzt vier Jahre genutzt, ohne Qualitätsverluste festzustellen. Probleme gibt es eigentlich nur, wenn die Kompostplätze zu klein sind und zu viele Pferde auf zu wenig Kompost urinieren. Dann wird der Kompost feucht, die Mikroorganismen sind quasi mit der Urinmenge überfordert. Lagern (falls notwendig) kann man den Kompost draußen unter einem Kompost-Vlies.
In dem Video (von Stefan Seyfarth) sieht man den Liegebereich in einem unserer Offenställe. Als Oberschicht verwenden wir zur Zeit Späne. Es sind Siebreste von Spielplatzhackschnitzeln, die wir relativ kostengünstig bekommen können. Den Grünkompost beziehen wir von einer Kompostieranlage Nähe Dresden, bei denen der Substrathandel ein wichtiges Standbein ist und die daher mit der notwendigen Sorgfalt vorgehen.