Offenstallwissen
Heuqualität - die Entwicklung auf Gut Heinrichshof
Veröffentlicht am 26.1.2021 von Stefan Seyfarth
Schlechte Heuqualität verursacht bei den Pferden viele gesundheitliche Probleme und ist damit eines der größten Probleme in der Pferdehaltung. Ein Übermaß an Schimmel- und Hefepilzen ist verantwortlich für Atemwegserkrankungen und die hohen Zuckergehalte (sowohl einfache Zucker als auch Fruktane) führen zu immer mehr Stoffwechselkrankheiten. Nach einer britischen Studie leidet inzwischen jedes 10. Pferd mindestens einmal im Jahr an einen Hufreheschub. Das sind erschreckende Zahlen und daher ist es besonders wichtig, die Heuqualität besser an die Bedürfnisse der Pferde anzupassen.
Auf Gut Heinrichshof haben wir einen Bestand von fast 90 Pferden und füttern Heu ad libitum. Der jährliche Bedarf an gutem Heu liegt bei 1.200 bis 1.500 Heuballen. Wir ordnen das Heu nach Eignung gruppenspezifisch zu: Ein später Schnitt, möglichst zucker- und fruktanarm für die Diätpferde und jungen – bis mittelalten Gruppen. Energiereicheres, jünger geschnittenes Heu, sowie Heu vom zweiten Schnitt, für die älteren Pferde. Diese haben häufig einen höheren Energiebedarf und Zahnprobleme, weshalb ihnen ein weicheres, jüngeres Heu entgegenkommt.
Diese Zuteilung des Heus hatten wir bereits 2017 in einem Artikel über Heumanagement auf dem Gut Heinrichshof vorgestellt. www.offenstallkonzepte.com/heumanagement/
Generell versuchen wir unser Heu vor Ort aus der Region zu beziehen. Die Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten bringt folgende Vorteile:
Eigene Heuherstellung
Das Konzept mit den regionalen Lieferanten hat sich bewährt. Zusätzlich sind wir seit 2020 jedoch auch in die eigene Heuherstellung eingestiegen. Wir konnten von einem Heubauern aus der Nachbarschaft mit seiner Rente ab 2020 die Flächen für die Heugewinnung übernehmen. Das ist besonders wertvoll für uns, da die Wiesen teilweise extra für uns mit fruktanarmen Gräsern eingesät wurden wie Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Rotschwingel, Wiesenlieschgras, Wiesenrispe, sowie Straußgras.
Auf Weidelgras sowie Wiesenschwingel verzichten wir wegen des hohen Fruktangehaltes. Leider bietet die Futtermittelindustrie häufig als fruktanarme deklarierte Mischungen mit Weidelgras an. Aus unserer Erfahrung vermehrt sich das widerstandsfähige Weidelgras stärker als andere Gräser. Nach einigen Jahren kann sich der Bestand von 5 oder 10 % Weidelgras auf 15 - 25 % erweitern.
Dass wir jetzt auch eigenes Heu anbauen, hat folgende Gründe:
Trockenes Heu
Bei der eigenen Heuherstellung bemühen wir uns sehr, die Heuballen trocken zu pressen und einzufahren und somit die Bildung und Vermehrung von Schimmelpilzen so gut wie möglich zu vermeiden.
Dazu wird das Gras geschnitten, wenn mindestens 5 Tage schönes Wetter angekündigt ist. Die Schnitthöhe beträgt ca. 8 cm. So bekommt man keine Verunreinigungen in das Heu und das Gras kann auf den Stoppeln gut trocknen. Je nach Wetterlage (Sonne, Luftfeuchtigkeit, Wind) benötigt es 3-5 Tage zum Trocknen. Wir wenden es jeden Tag und lassen die Schwaden vor dem Pressen ganz gerne noch ein paar Stunden liegen, damit der Wind nochmal durch den Schwaden wehen kann. Zudem holt man mit dem Schwader zum Teil Heuhalme hervor, die der Wender noch nicht hochgeholt hatte und noch feucht sein können. Vor dem Pressen sollte es gut getrocknet sein, und zwar auch in den Blattknoten (den verdickten Stellen am Stengel). Das Heu sollte „rascheln“, wenn man es mit den Händen sensorisch überprüft. Das Pressen sollte tagsüber stattfinden und nicht abends, wenn die Feuchtigkeit wieder zunimmt. Die frisch gepressten Ballen sollten eine Restfeuchtigkeit unter 13% aufweisen. Dieses wird mit einem Feuchtigkeitsmesser kontrolliert.
Die Heuballen werden dann unmittelbar nach dem Pressen eingefahren (keine weitere Lagerung auf dem Feld) und möglichst luftig gelagert. Auf dem Dachboden liegen sie in Reihen mit Abstand (folgendes Bild), in der Scheune stapeln wir 3-4 Ballen übereinander und stellen sie dort zur besseren Belüftung auf Holzpaletten.
Falls ein paar Heuballen noch nicht ganz die passende Restfeuchte von unter 13 % haben (z.B. vom Waldrand), lassen wir sie regensicher unter einem offenen Dach nachlüften. Wichtig ist, dass diese Ballen genügend Abstand zueinander haben, damit etwas Wind durch die Ballen ziehen kann.
Trotz des großen Bestandes haben wir sehr selten hustende Pferde bei uns. Sogar jene Pferde, die als chronischer Hustenpferde zu uns gekommen sind, husten inzwischen nicht mehr. Neben der vielen freien Bewegung an der frischen Luft liegt das vor allem am staubarmen Heu.
Fruktanarmes Heu
Um fruktanarmes Heu gewinnen zu können, versuchen wir folgende Punkte zu beachten: Verzicht auf fruktanreiche Gräser, Schnitthöhe nicht unter 8 cm, da im unteren Teil der Gräser sich die höchsten Fruktangehalte befinden, und ein eher später Schnittzeitpunkt im Juni. Um energiearmes Heu zu erhalten, bevorzugen wir den Zeitpunkt Mitte bis Ende der Blütezeit, wobei es natürlich auch auf das passende Wetter ankommt. Einen zu späten Zeitpunkt sollte man vermeiden, da es dann zur stärkeren Verholzung und zur Schimmelbildung an der Pflanze kommt.
Des Weiteren sollte man für möglichst gute Wachstumsbedingungen sorgen. Wenn das Gras nicht wachsen kann, weil Nährstoffe oder Wasser fehlen, dann muss es den Zucker aus der Photosynthese einspeichern. Kann es dagegen den Zucker zum Wachsen verbrauchen, dann hat man weniger davon im Heu. Viele denken, dass ungedüngte Wiesen besser sind, um zuckerarmes Heu zu erhalten. Das ist jedoch aus diesem Grund oftmals gerade nicht der Fall.
Wir düngen ausschließlich mit verrottetem Pferdemist. Dazu nutzen wir teilweise einen Rotteförderer von BioAktiv oder Effektive Mikroorganismen mit Steinmehl. Zusätzlich fahren wir im Frühjahr und Herbst einen Bodenaktivator von BioAktiv aus.
Ein weiterer Aspekt sind die zunehmenden Trockenperioden. Heu, welches am Ende so einer Zeit eingefahren wird, hat oftmals gigantisch hohe Zuckerwerte, da die Gräser wegen des Wassermangels den Zucker nicht mehr in Wachstum umwandeln konnten. Hier gilt es den passenden Kompromiss beim Schnittzeitpunkt zu finden oder eventuell eine Bewässerung der Wiesen in Betracht zu ziehen. Dieses ist ein Thema, mit welchem wir uns zukünftig auch weiter beschäftigen wollen.
Die Entwicklung in den letzten Jahren
Von den übernommenen Flächen konnten wir Jahr für Jahr zusammen mit dem Eigentümer die Zuckergehalte im Heu verringern. Wir lassen jährlich Heu analysieren auf Mineralstoffe und wasserlösliche Kohlenhydrate. Zu Beginn 2015 wurde das Heu noch vom Landwirt selbst hergestellt und hatte Zucker- und Fruktanwerte über 210 g pro kg Trockensubstanz (TS) (90g Fruktan, 120g Rest-Zuckerstoffe. Das war viel zu hoch und für unsere Pferde stoffwechselgefährdend. Zusammen mit dem Landwirt konnten wir Jahr für Jahr die Werte verbessern. Letztes Jahr lagen wir bei 139 g (davon 59g Fruktan und 80g Rest-Zuckerstoffe).
Wir wollen weiterhin den Boden verbessern und den Humusgehalt erhöhen. Wir erhoffen uns von einem guten Boden ein aktives Bodenleben, eine höhere Wasserspeicherkapazität und somit eine bessere Grundlage für gesunde Gräser.
Mit Jahreswechsel konnten wir weiteren Flächen kaufen und wollen die eigene Heugewinnung ausbauen. Auf diesem Land steht zudem eine Scheune im Rohbauzustand. Diese bietet weiteren Platz zur Heulagerung und eventuell auch die Möglichkeit, zukünftig eine Heubelüftung einzubauen.
Wir freuen uns über die positive Entwicklung und möchten uns auch bei allen Heulieferanten bedanken, die sich für uns so sehr um gutes Heu bemühen!
Heuqualität - die Entwicklung auf Gut Heinrichshof
Veröffentlicht am 26.1.2021 von Stefan Seyfarth
Schlechte Heuqualität verursacht bei den Pferden viele gesundheitliche Probleme und ist damit eines der größten Probleme in der Pferdehaltung. Ein Übermaß an Schimmel- und Hefepilzen ist verantwortlich für Atemwegserkrankungen und die hohen Zuckergehalte (sowohl einfache Zucker als auch Fruktane) führen zu immer mehr Stoffwechselkrankheiten. Nach einer britischen Studie leidet inzwischen jedes 10. Pferd mindestens einmal im Jahr an einen Hufreheschub. Das sind erschreckende Zahlen und daher ist es besonders wichtig, die Heuqualität besser an die Bedürfnisse der Pferde anzupassen.
Auf Gut Heinrichshof haben wir einen Bestand von fast 90 Pferden und füttern Heu ad libitum. Der jährliche Bedarf an gutem Heu liegt bei 1.200 bis 1.500 Heuballen. Wir ordnen das Heu nach Eignung gruppenspezifisch zu: Ein später Schnitt, möglichst zucker- und fruktanarm für die Diätpferde und jungen – bis mittelalten Gruppen. Energiereicheres, jünger geschnittenes Heu, sowie Heu vom zweiten Schnitt, für die älteren Pferde. Diese haben häufig einen höheren Energiebedarf und Zahnprobleme, weshalb ihnen ein weicheres, jüngeres Heu entgegenkommt.
Diese Zuteilung des Heus hatten wir bereits 2017 in einem Artikel über Heumanagement auf dem Gut Heinrichshof vorgestellt. www.offenstallkonzepte.com/heumanagement/
Generell versuchen wir unser Heu vor Ort aus der Region zu beziehen. Die Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten bringt folgende Vorteile:
Eigene Heuherstellung
Das Konzept mit den regionalen Lieferanten hat sich bewährt. Zusätzlich sind wir seit 2020 jedoch auch in die eigene Heuherstellung eingestiegen. Wir konnten von einem Heubauern aus der Nachbarschaft mit seiner Rente ab 2020 die Flächen für die Heugewinnung übernehmen. Das ist besonders wertvoll für uns, da die Wiesen teilweise extra für uns mit fruktanarmen Gräsern eingesät wurden wie Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Rotschwingel, Wiesenlieschgras, Wiesenrispe, sowie Straußgras.
Auf Weidelgras sowie Wiesenschwingel verzichten wir wegen des hohen Fruktangehaltes. Leider bietet die Futtermittelindustrie häufig als fruktanarme deklarierte Mischungen mit Weidelgras an. Aus unserer Erfahrung vermehrt sich das widerstandsfähige Weidelgras stärker als andere Gräser. Nach einigen Jahren kann sich der Bestand von 5 oder 10 % Weidelgras auf 15 - 25 % erweitern.
Dass wir jetzt auch eigenes Heu anbauen, hat folgende Gründe:
Trockenes Heu
Bei der eigenen Heuherstellung bemühen wir uns sehr, die Heuballen trocken zu pressen und einzufahren und somit die Bildung und Vermehrung von Schimmelpilzen so gut wie möglich zu vermeiden.
Dazu wird das Gras geschnitten, wenn mindestens 5 Tage schönes Wetter angekündigt ist. Die Schnitthöhe beträgt ca. 8 cm. So bekommt man keine Verunreinigungen in das Heu und das Gras kann auf den Stoppeln gut trocknen. Je nach Wetterlage (Sonne, Luftfeuchtigkeit, Wind) benötigt es 3-5 Tage zum Trocknen. Wir wenden es jeden Tag und lassen die Schwaden vor dem Pressen ganz gerne noch ein paar Stunden liegen, damit der Wind nochmal durch den Schwaden wehen kann. Zudem holt man mit dem Schwader zum Teil Heuhalme hervor, die der Wender noch nicht hochgeholt hatte und noch feucht sein können. Vor dem Pressen sollte es gut getrocknet sein, und zwar auch in den Blattknoten (den verdickten Stellen am Stengel). Das Heu sollte „rascheln“, wenn man es mit den Händen sensorisch überprüft. Das Pressen sollte tagsüber stattfinden und nicht abends, wenn die Feuchtigkeit wieder zunimmt. Die frisch gepressten Ballen sollten eine Restfeuchtigkeit unter 13% aufweisen. Dieses wird mit einem Feuchtigkeitsmesser kontrolliert.
Die Heuballen werden dann unmittelbar nach dem Pressen eingefahren (keine weitere Lagerung auf dem Feld) und möglichst luftig gelagert. Auf dem Dachboden liegen sie in Reihen mit Abstand (folgendes Bild), in der Scheune stapeln wir 3-4 Ballen übereinander und stellen sie dort zur besseren Belüftung auf Holzpaletten.
Falls ein paar Heuballen noch nicht ganz die passende Restfeuchte von unter 13 % haben (z.B. vom Waldrand), lassen wir sie regensicher unter einem offenen Dach nachlüften. Wichtig ist, dass diese Ballen genügend Abstand zueinander haben, damit etwas Wind durch die Ballen ziehen kann.
Trotz des großen Bestandes haben wir sehr selten hustende Pferde bei uns. Sogar jene Pferde, die als chronischer Hustenpferde zu uns gekommen sind, husten inzwischen nicht mehr. Neben der vielen freien Bewegung an der frischen Luft liegt das vor allem am staubarmen Heu.
Fruktanarmes Heu
Um fruktanarmes Heu gewinnen zu können, versuchen wir folgende Punkte zu beachten: Verzicht auf fruktanreiche Gräser, Schnitthöhe nicht unter 8 cm, da im unteren Teil der Gräser sich die höchsten Fruktangehalte befinden, und ein eher später Schnittzeitpunkt im Juni. Um energiearmes Heu zu erhalten, bevorzugen wir den Zeitpunkt Mitte bis Ende der Blütezeit, wobei es natürlich auch auf das passende Wetter ankommt. Einen zu späten Zeitpunkt sollte man vermeiden, da es dann zur stärkeren Verholzung und zur Schimmelbildung an der Pflanze kommt.
Des Weiteren sollte man für möglichst gute Wachstumsbedingungen sorgen. Wenn das Gras nicht wachsen kann, weil Nährstoffe oder Wasser fehlen, dann muss es den Zucker aus der Photosynthese einspeichern. Kann es dagegen den Zucker zum Wachsen verbrauchen, dann hat man weniger davon im Heu. Viele denken, dass ungedüngte Wiesen besser sind, um zuckerarmes Heu zu erhalten. Das ist jedoch aus diesem Grund oftmals gerade nicht der Fall.
Wir düngen ausschließlich mit verrottetem Pferdemist. Dazu nutzen wir teilweise einen Rotteförderer von BioAktiv oder Effektive Mikroorganismen mit Steinmehl. Zusätzlich fahren wir im Frühjahr und Herbst einen Bodenaktivator von BioAktiv aus.
Ein weiterer Aspekt sind die zunehmenden Trockenperioden. Heu, welches am Ende so einer Zeit eingefahren wird, hat oftmals gigantisch hohe Zuckerwerte, da die Gräser wegen des Wassermangels den Zucker nicht mehr in Wachstum umwandeln konnten. Hier gilt es den passenden Kompromiss beim Schnittzeitpunkt zu finden oder eventuell eine Bewässerung der Wiesen in Betracht zu ziehen. Dieses ist ein Thema, mit welchem wir uns zukünftig auch weiter beschäftigen wollen.
Die Entwicklung in den letzten Jahren
Von den übernommenen Flächen konnten wir Jahr für Jahr zusammen mit dem Eigentümer die Zuckergehalte im Heu verringern. Wir lassen jährlich Heu analysieren auf Mineralstoffe und wasserlösliche Kohlenhydrate. Zu Beginn 2015 wurde das Heu noch vom Landwirt selbst hergestellt und hatte Zucker- und Fruktanwerte über 210 g pro kg Trockensubstanz (TS) (90g Fruktan, 120g Rest-Zuckerstoffe. Das war viel zu hoch und für unsere Pferde stoffwechselgefährdend. Zusammen mit dem Landwirt konnten wir Jahr für Jahr die Werte verbessern. Letztes Jahr lagen wir bei 139 g (davon 59g Fruktan und 80g Rest-Zuckerstoffe).
Wir wollen weiterhin den Boden verbessern und den Humusgehalt erhöhen. Wir erhoffen uns von einem guten Boden ein aktives Bodenleben, eine höhere Wasserspeicherkapazität und somit eine bessere Grundlage für gesunde Gräser.
Mit Jahreswechsel konnten wir weiteren Flächen kaufen und wollen die eigene Heugewinnung ausbauen. Auf diesem Land steht zudem eine Scheune im Rohbauzustand. Diese bietet weiteren Platz zur Heulagerung und eventuell auch die Möglichkeit, zukünftig eine Heubelüftung einzubauen.
Wir freuen uns über die positive Entwicklung und möchten uns auch bei allen Heulieferanten bedanken, die sich für uns so sehr um gutes Heu bemühen!