Offenstallwissen
Optimierung der Diätgruppe
Veröffentlicht am 3.2.2021 von Stefan Seyfarth und Tanja Romanazzi
Auf Gut Heinrichshof füttern wir in fast allen Offenställen Heu ad libitum. Da nicht alle Pferde damit zurecht kommen, haben wir eine Gruppe als "Diätgruppe" eingerichtet, in der das Heu über vier automatische Heudosierer der Firma HIT gefüttert wird. In den letzten Jahren wurden immer wieder kleine Verbesserungen vorgenommen, die wir in diesem Artikel als Zusammenfassung vorstellen möchten.
In der Anfangszeit der Gruppe gab es mehrere Probleme:
Über mehrere Jahre, konnten wir diese Probleme deutlich verbessern und wir möchten im Folgenden die Entwicklung zeigen. Oftmals kann man nicht gleich den perfekten Offenstall bauen. Manches hat man sich am Anfang anders vorgestellt, die Pferde verhalten sich nicht so, wie es geplant war oder die Bedürfnisse haben sich geändert. Wichtig ist die ständige Beobachtung und dann muss man eben versuchen, nach und nach den Offenstall anzupassen.
Dabei ist auch die Zusammenarbeit mit den Einstellern wichtig. Die Diätgruppe ist bei uns die Gruppe, mit deren Pferdebesitzern wir eigentlich als Einzige fast jährlich ein Gruppentreffen hatten und gemeinsam über Optimierungspotentiale beraten haben.
Der Beginn
Am Anfang sah der Offenstall folgendermaßen aus: ganz rechts im Bild jeweils 2 Heudosierer gegenüber. In der Halle gab es zwei Liegeflächen, eine mit zwei Zugängen von der Giebelseite, die zweite mit einem großen Eingang von der langen Seite der Halle. Ganz links im Bild sieht man die Kraftfutterstation und zwischen Kraftfutterstation und Liegehalle war die Tränke.
Verlängerung der Laufwege
Mit den ersten Umgestaltungen haben wir versucht, die Laufwege der Pferde zu verlängern. Dazu wurde die Tränke verlegt und ein Trennzaun so aufgebaut, dass die Pferde von den Heudosierern zur Kraftfutterstation einen längeren Weg gehen müssen.
In dem Video sieht man die ersten Pferdereaktionen auf den neuen Trennzaun :-)
Im nächsten Schritt wurde entlang des Trennzauns eine Hecke gepflanzt, ein Kletterhügel ergänzt und eine zusätzliche Strohraufe aufgestellt. Im Luftbild sieht man den so veränderten Offenstall:
Weidegang
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, wurde ein angrenzender Sandpaddock (normalerweise als Winterauslauf genutzt) für ein hufrehegefährdetes Pferd als Separee zur Verfügung gestellt. Mit der Zeit wurden es bis zu 4 Pferden, bei denen die Pferdebesitzer sich keinen Weidegang wünschen. Der tägliche Dienst sieht dann so aus, dass diese Pferde zunächst auf den Paddock gebracht werden und dann für die restliche Herde die Weide geöffnet wird. Die Weidezeit beträgt 2-3 Stunden. Ist die Herde wieder im Offenstall, kommen auch die Paddockpferde wieder dazu. Dieser Dienst wird von den Einstellern zusätzlich bezahlt.
Die Weiden wurden umstrukturiert und erweitert. Es stehen für die Diätgruppe 4 Weiden zur Verfügung (so wie eine zusätzliche Weide, welche bei Bedarf mit genutzt werden kann). Somit hat die Gruppe ausreichend Wechselweiden zur Verfügung, wodurch die Pferde den letzten Weideteil erst ab August nutzen. Für die Diätpferde ist das späte Steppengras dann nicht mehr so schmackhaft und wird langsamer gefressen.
Wasserfurt, weitere Bepflanzungen, Bodenbefestigung und das Heu-to-go
Im nächsten Schritt haben wir in der Nähe des Hügels eine kleine Wasserfurt ergänzt, die Heckenbepflanzung wurde erweitert und die Laufwege besser befestigt.
Um den Pferden während der Fresspausen eine weitere Beschäftigung anzubieten und auch die Möglichkeit, etwas Heu zu knabbern, haben wir ein Heu-to-Go aufgestellt. Hierbei drehen sich Heutonnen an einer Stahlkonstruktion (wie eine Wäschespinne). Damit für uns der Fütterungsaufwand nicht zu groß wird, haben wir die Abmachung getroffen, dass die Tonnen von den Einstellern aufgefüllt werden. Da die normale Heuversorgung durch die Heudosierer gegeben ist, sind die Heutonnen nur ein zusätzliches Angebot. Werden sie mal nicht aufgefüllt, so wäre das kein Problem. Da die meisten Einsteller jedoch eher Bedenken haben, dass ihre Pferde zu wenig zu fressen bekommen, sind sie in der Regel gut gefüllt.
In diesem Artikel hatten wir damals das Heu-to-Go vorgestellt.
Der Weidetrail
Als Laufanreiz zumindest in den Sommermonaten kam als nächstes ein kleiner Trail hinzu, unbefestigt und ohne Heufütterung als reiner Weidetrail. Er wird trotzdem von den Pferden sehr gut angenommen. Und nach GPS-Messungen hat sich die Laufleistung von 3-4 km in der Anfangszeit auf 6-8km gesteigert.
Erweiterung Liegefläche
An den Unterständen im vorderen Bereich wurde noch ein zusätzliches Dach als offener Unterstand angebracht. Die Pferde nehmen diesen sehr gerne an.
Ein kleiner Hackschnitzelplatz wurde im hinteren Teil als zusätzlicher Anreiz auch geschaffen. Bisher wird er noch nicht so sehr als Liegefläche angenommen, dafür aber gerne als Pferdeklo genutzt :-).
Verbesserungen rund um die Heudosierer
Die Sackgasse bei den Heudosierern wurde entfernt. Es wurde ein Durchbruch zur Auszäunung der Durchfahrt des Heuautomaten geschaffen. Somit können die Pferde jetzt um diese Station rund herum laufen, haben mehr Platz und sind beim Hinein- und Herausgehen und auch beim Warten vor der Station entspannter.
Die Heudosierer wurden 2020 gestrichen und mit einem neuen Dach versehen und wir haben den Innenraum, wo das Heu lagert, vergrößert. Die Pferde haben dadurch mehr Platz beim Fressen und wir bekommen jetzt 2 Ballen in den Automaten und brauchen das Heu nicht mehr so intensiv nachschieben. Die Heunetze werden jetzt abgelassen, aber dafür die Fresszeiten der einzelnen Pferde genau gemessen und eingestellt. Es macht bisher einen entspannten und besseren Eindruck.
Fazit
Die Gruppe konnte durch die Umbaumaßnahmen von 8 auf 10 Pferden erweitert werden. Wir hatten zu Beginn Bedenken, ob die Pferde dann noch stressfrei ans Heu kommen, auch wenn pro Heudosierer laut Hersteller 3-4 Pferde gefüttert werden können (bei 4 Schiebern wären das 12-16 Pferde).
Die Gruppe ist sehr harmonisch und die Herde funktioniert deutlich besser. Es wird mehr interagiert und es haben sich Freunde gefunden die sich gegenseitig die Mähne kraulen. Das Parken im Automaten findet fast nicht mehr statt. Sie machen mehr Platz füreinander und sehen sich die anderen Attraktionen im Offenstall an, ob man dort auch nichts verpasst.
Ausblick
Für die Zukunft schweben uns noch weitere Verbesserungen vor. So wollen wir das Eingangstor mit einer Schleuse besser sichern. Die beiden Unterstände sollen durchbrochen werden, damit das gemeinsame Abliegen gefördert wird. Die eher höhlenartigen Unterstände werden bisher von vereinzelten Pferden, aber nicht wie in anderen Gruppen gemeinsam zum Liegen genutzt. Zudem prüfen wir, ob wir einen weiteren Unterstand, sowie Sattelkammer schaffen können. ... Irgendwie ist man nie fertig und die Beobachtung der Pferde, die Rücksprache mit den Besitzern und die kritische Betrachtung der Arbeitsabläufe führen auch immer zu neuen Erkenntnissen und Ideen :-)
Optimierung der Diätgruppe
Veröffentlicht am 3.2.2021 von Stefan Seyfarth und Tanja Romanazzi
Auf Gut Heinrichshof füttern wir in fast allen Offenställen Heu ad libitum. Da nicht alle Pferde damit zurecht kommen, haben wir eine Gruppe als "Diätgruppe" eingerichtet, in der das Heu über vier automatische Heudosierer der Firma HIT gefüttert wird. In den letzten Jahren wurden immer wieder kleine Verbesserungen vorgenommen, die wir in diesem Artikel als Zusammenfassung vorstellen möchten.
In der Anfangszeit der Gruppe gab es mehrere Probleme:
Über mehrere Jahre, konnten wir diese Probleme deutlich verbessern und wir möchten im Folgenden die Entwicklung zeigen. Oftmals kann man nicht gleich den perfekten Offenstall bauen. Manches hat man sich am Anfang anders vorgestellt, die Pferde verhalten sich nicht so, wie es geplant war oder die Bedürfnisse haben sich geändert. Wichtig ist die ständige Beobachtung und dann muss man eben versuchen, nach und nach den Offenstall anzupassen.
Dabei ist auch die Zusammenarbeit mit den Einstellern wichtig. Die Diätgruppe ist bei uns die Gruppe, mit deren Pferdebesitzern wir eigentlich als Einzige fast jährlich ein Gruppentreffen hatten und gemeinsam über Optimierungspotentiale beraten haben.
Der Beginn
Am Anfang sah der Offenstall folgendermaßen aus: ganz rechts im Bild jeweils 2 Heudosierer gegenüber. In der Halle gab es zwei Liegeflächen, eine mit zwei Zugängen von der Giebelseite, die zweite mit einem großen Eingang von der langen Seite der Halle. Ganz links im Bild sieht man die Kraftfutterstation und zwischen Kraftfutterstation und Liegehalle war die Tränke.
Verlängerung der Laufwege
Mit den ersten Umgestaltungen haben wir versucht, die Laufwege der Pferde zu verlängern. Dazu wurde die Tränke verlegt und ein Trennzaun so aufgebaut, dass die Pferde von den Heudosierern zur Kraftfutterstation einen längeren Weg gehen müssen.
In dem Video sieht man die ersten Pferdereaktionen auf den neuen Trennzaun :-)
Im nächsten Schritt wurde entlang des Trennzauns eine Hecke gepflanzt, ein Kletterhügel ergänzt und eine zusätzliche Strohraufe aufgestellt. Im Luftbild sieht man den so veränderten Offenstall:
Weidegang
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, wurde ein angrenzender Sandpaddock (normalerweise als Winterauslauf genutzt) für ein hufrehegefährdetes Pferd als Separee zur Verfügung gestellt. Mit der Zeit wurden es bis zu 4 Pferden, bei denen die Pferdebesitzer sich keinen Weidegang wünschen. Der tägliche Dienst sieht dann so aus, dass diese Pferde zunächst auf den Paddock gebracht werden und dann für die restliche Herde die Weide geöffnet wird. Die Weidezeit beträgt 2-3 Stunden. Ist die Herde wieder im Offenstall, kommen auch die Paddockpferde wieder dazu. Dieser Dienst wird von den Einstellern zusätzlich bezahlt.
Die Weiden wurden umstrukturiert und erweitert. Es stehen für die Diätgruppe 4 Weiden zur Verfügung (so wie eine zusätzliche Weide, welche bei Bedarf mit genutzt werden kann). Somit hat die Gruppe ausreichend Wechselweiden zur Verfügung, wodurch die Pferde den letzten Weideteil erst ab August nutzen. Für die Diätpferde ist das späte Steppengras dann nicht mehr so schmackhaft und wird langsamer gefressen.
Wasserfurt, weitere Bepflanzungen, Bodenbefestigung und das Heu-to-go
Im nächsten Schritt haben wir in der Nähe des Hügels eine kleine Wasserfurt ergänzt, die Heckenbepflanzung wurde erweitert und die Laufwege besser befestigt.
Um den Pferden während der Fresspausen eine weitere Beschäftigung anzubieten und auch die Möglichkeit, etwas Heu zu knabbern, haben wir ein Heu-to-Go aufgestellt. Hierbei drehen sich Heutonnen an einer Stahlkonstruktion (wie eine Wäschespinne). Damit für uns der Fütterungsaufwand nicht zu groß wird, haben wir die Abmachung getroffen, dass die Tonnen von den Einstellern aufgefüllt werden. Da die normale Heuversorgung durch die Heudosierer gegeben ist, sind die Heutonnen nur ein zusätzliches Angebot. Werden sie mal nicht aufgefüllt, so wäre das kein Problem. Da die meisten Einsteller jedoch eher Bedenken haben, dass ihre Pferde zu wenig zu fressen bekommen, sind sie in der Regel gut gefüllt.
In diesem Artikel hatten wir damals das Heu-to-Go vorgestellt.
Der Weidetrail
Als Laufanreiz zumindest in den Sommermonaten kam als nächstes ein kleiner Trail hinzu, unbefestigt und ohne Heufütterung als reiner Weidetrail. Er wird trotzdem von den Pferden sehr gut angenommen. Und nach GPS-Messungen hat sich die Laufleistung von 3-4 km in der Anfangszeit auf 6-8km gesteigert.
Erweiterung Liegefläche
An den Unterständen im vorderen Bereich wurde noch ein zusätzliches Dach als offener Unterstand angebracht. Die Pferde nehmen diese sehr gerne an.
Ein kleiner Hackschnitzelplatz wurde im hinteren Teil als zusätzlicher Anreiz auch geschaffen. Bisher wird er noch nicht so sehr als Liegefläche angenommen, dafür aber gerne als Pferdeklo genutzt :-).
Verbesserungen rund um die Heudosierer
Die Sackgasse bei den Heudosierern wurde entfernt. Es wurde ein Durchbruch zur Auszäunung der Durchfahrt des Heuautomaten geschaffen. Somit können die Pferde jetzt um diese Station rund herum laufen, haben mehr Platz und sind beim Hinein- und Herausgehen und auch beim Warten vor der Station entspannter.
Die Heudosierer wurden 2020 gestrichen und mit einem neuen Dach versehen und wir haben den Innenraum, wo das Heu lagert, vergrößert. Die Pferde haben dadurch mehr Platz beim Fressen und wir bekommen jetzt 2 Ballen in den Automaten und brauchen das Heu nicht mehr so intensiv nachschieben. Die Heunetze werden jetzt abgelassen, aber dafür die Fresszeiten der einzelnen Pferde genau gemessen und eingestellt. Es macht bisher einen entspannten und besseren Eindruck.
Fazit
Die Gruppe konnte durch die Umbaumaßnahmen von 8 auf 10 Pferden erweitert werden. Wir hatten zu Beginn Bedenken, ob die Pferde dann noch stressfrei ans Heu kommen, auch wenn pro Heudosierer laut Hersteller 3-4 Pferde gefüttert werden können (bei 4 Schiebern wären das 12-16 Pferde).
Die Gruppe ist sehr harmonisch und die Herde funktioniert deutlich besser. Es wird mehr interagiert und es haben sich Freunde gefunden die sich gegenseitig die Mähne kraulen. Das Parken im Automaten findet fast nicht mehr statt. Sie machen mehr Platz füreinander und sehen sich die anderen Attraktionen im Offenstall an, ob man dort auch nichts verpasst.
Ausblick
Für die Zukunft schweben uns noch weitere Verbesserungen vor. So wollen wir das Eingangstor mit einer Schleuse besser sichern. Die beiden Unterstände sollen durchbrochen werden, damit das gemeinsame Abliegen gefördert wird. Die eher höhlenartigen Unterstände werden bisher von vereinzelten Pferden, aber nicht wie in anderen Gruppen gemeinsam zum Liegen genutzt. Zudem prüfen wir, ob wir einen weiteren Unterstand, sowie Sattelkammer schaffen können. ... Irgendwie ist man nie fertig und die Beobachtung der Pferde, die Rücksprache mit den Besitzern und die kritische Betrachtung der Arbeitsabläufe führen auch immer zu neuen Erkenntnissen und Ideen :-)