Offenstallwissen
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Gastbeitrag: Heukorb als Variante vom Heunetz
Veröffentlicht am 28.9.2015
Sigrid Layer hat sich viele Gedanken gemacht, wie sie ihren Freibergern Heu ad libitum anbieten kann, ohne dass sie vollkommen verfetten. Das Ergebnis ist eine eigene Weiterentwicklung des Heunetzes, welches sie uns in diesem Gastbeitrag vorstellt. Weitere Informationen bekommt man auf ihrer Web-Seite www.geliebtes-pferd.de (Text, Bild und Video: Sigrid Layer)
Der lange Weg zum Heukorb – oder : wie Pferden lernen können, dass es nicht nur „leer“, sondern auch „satt“ gibt.
Wer Pferde hat, wird sich, unabhängig davon, ob sie eingestellt sind oder wir sie selbst versorgen, immer mit dem Thema Fütterung beschäftigen müssen. Zu viele Krankheiten resultieren aus falscher Fütterung. Pferde in freier Natur bewegen sich, von wenigen Stunden der Ruhepausen abgesehen, rund um die Uhr und fressen dabei langsam Halm für Halm. Fresspausen von mehr als drei Stunden sind für das Verdauungssystem der Pferde schädlich.
Besonders anspruchsvoll in der Fütterung sind leichtfuttrige Pferderassen wie Ponies und Kaltblüter. Wir füttern in unserem Laufstall seit zehn Jahren aus engmaschigen Heunetzen mit einer Maschenweite von 3 cm. Zunächst hatten wir das Heu in einer Viereckraufe ad libitum zur Verfügung gestellt, doch leider wurden unsere Freiberger deutlich zu dick. Sie kennen kein „satt“, sie kennen nur „leer“. Also habe ich dann fünf Mal am Tag, von morgens früh bis abends spät, gefüttert. Dennoch entstand nachts eine Fresspause von etwa sechs Stunden, die mir deutlich zu lang war.
In der Folge habe ich 2012 unsere Fütterung automatisiert. Seither haben die Pferde alle vier Stunden zeitgesteuert Zugang zum Heu.
Nun gab es also keine bedenklichen Fresspausen mehr, aber ein ganz wichtiges Problem blieb ungelöst – nämlich, dass Pferde 16-18 Stunden am Tag fressen sollen, und dabei ca 60.000 Kauschläge machen sollen, um glücklich und zufrieden zu sein. Durchschnittlich wird ein Kilo Heu in 30-40 min gefressen. Bei einem Tagesbedarf meiner Freiberger von 6 kg ergibt sich eine Gesamtfresszeit von etwa drei Stunden. Die engmaschigen Netze mit einer Maschenweite von 3 cm verlängern diese Zeit laut Studien nur um etwa 30%. Also kommen wir auf eine Heufresszeit von max 5 Stunden. Viel zu wenig.
Natürlich knabbern sie zwischendurch an Büschen und Sträuchern, und Koppelzeiten gibt es ja auch. Dennoch. Keine Chance, dass die Pferde länger Heu fressen dürfen. Auch aufgehängte Heusäcke haben bei uns leider nicht zu einer Zeitverzögerung geführt. Die Pferde können das Heu zwar nicht, wie bei Wandnetzen oder in Raufen, festdrücken, um es schneller durch die Maschen zupfen zu können. Aber kluge Pferde haben schnell verstanden, dass sie sich das Netz zwischen Brust und Maul festklemmen können, und kann nur jeweils ein Pferd von einem Heusack fressen und zweitens ist der Heusack wieder im Handumdrehen leer.
So entstand die Idee des Heukorbes: ein zylindrischer Behälter mit einem Durchmesser von etwa 50 cm im Netz sorgt dafür, dass die Pferde deutlich länger brauchen, um an das locker im Heukorb liegende Heu heran zu kommen. Der Heukorb kann, weder wenn er frei schwingt, noch wenn er an einer Boxenwand hängt, auch von den klügsten Pferden nicht festgeklemmt werden. Zum Befüllen steht er selbstständig und wird aufgrund seiner großen Öffnung in Windeseile befüllt und aufgehängt. Ein Heukorb fasst bis zu 10 kg Heu oder Stroh.
Wir füttern jetzt seit einem halben Jahr aus den Heukörben, und unsere Pferde haben deutlich abgenommen. Sie fressen sehr gerne aus ihren Heukörben, auch zu dritt aus einem, wie es in dem Video zu sehen ist. Wenn sie satt sind, verlassen sie den Heukorb, auch wenn er noch halb voll ist. Oder sie wandern umher, um zu schauen, ob es sich aus einem anderen Heukorb vielleicht gerade leichter fressen lässt als aus dem, vor dem sie gerade stehen.
Seit wir die Heukörbe haben, sehe ich die Pferde oft morgens noch an ihnen stehen und fressen, und das ist ein beglückendes Gefühl. Ich habe das Ziel, meinen Pferden rund um die Uhr Heu anzubieten, also nach zehn Jahren, nach unendlich vielen Stunden, Wochen und Monaten der Basteleien und des Ausprobierens, endlich erreicht
Gastbeitrag: Heukorb als Variante vom Heunetz
Veröffentlicht am 28.9.2015
Sigrid Layer hat sich viele Gedanken gemacht, wie sie ihren Freibergern Heu ad libitum anbieten kann, ohne dass sie vollkommen verfetten. Das Ergebnis ist eine eigene Weiterentwicklung des Heunetzes, welches sie uns in diesem Gastbeitrag vorstellt. Weitere Informationen bekommt man auf ihrer Web-Seite www.geliebtes-pferd.de (Text, Bild und Video: Sigrid Layer)
Der lange Weg zum Heukorb – oder : wie Pferden lernen können, dass es nicht nur „leer“, sondern auch „satt“ gibt.
Wer Pferde hat, wird sich, unabhängig davon, ob sie eingestellt sind oder wir sie selbst versorgen, immer mit dem Thema Fütterung beschäftigen müssen. Zu viele Krankheiten resultieren aus falscher Fütterung. Pferde in freier Natur bewegen sich, von wenigen Stunden der Ruhepausen abgesehen, rund um die Uhr und fressen dabei langsam Halm für Halm. Fresspausen von mehr als drei Stunden sind für das Verdauungssystem der Pferde schädlich.
Besonders anspruchsvoll in der Fütterung sind leichtfuttrige Pferderassen wie Ponies und Kaltblüter. Wir füttern in unserem Laufstall seit zehn Jahren aus engmaschigen Heunetzen mit einer Maschenweite von 3 cm. Zunächst hatten wir das Heu in einer Viereckraufe ad libitum zur Verfügung gestellt, doch leider wurden unsere Freiberger deutlich zu dick. Sie kennen kein „satt“, sie kennen nur „leer“. Also habe ich dann fünf Mal am Tag, von morgens früh bis abends spät, gefüttert. Dennoch entstand nachts eine Fresspause von etwa sechs Stunden, die mir deutlich zu lang war.
In der Folge habe ich 2012 unsere Fütterung automatisiert. Seither haben die Pferde alle vier Stunden zeitgesteuert Zugang zum Heu.
Nun gab es also keine bedenklichen Fresspausen mehr, aber ein ganz wichtiges Problem blieb ungelöst – nämlich, dass Pferde 16-18 Stunden am Tag fressen sollen, und dabei ca 60.000 Kauschläge machen sollen, um glücklich und zufrieden zu sein. Durchschnittlich wird ein Kilo Heu in 30-40 min gefressen. Bei einem Tagesbedarf meiner Freiberger von 6 kg ergibt sich eine Gesamtfresszeit von etwa drei Stunden. Die engmaschigen Netze mit einer Maschenweite von 3 cm verlängern diese Zeit laut Studien nur um etwa 30%. Also kommen wir auf eine Heufresszeit von max 5 Stunden. Viel zu wenig.
Natürlich knabbern sie zwischendurch an Büschen und Sträuchern, und Koppelzeiten gibt es ja auch. Dennoch. Keine Chance, dass die Pferde länger Heu fressen dürfen. Auch aufgehängte Heusäcke haben bei uns leider nicht zu einer Zeitverzögerung geführt. Die Pferde können das Heu zwar nicht, wie bei Wandnetzen oder in Raufen, festdrücken, um es schneller durch die Maschen zupfen zu können. Aber kluge Pferde haben schnell verstanden, dass sie sich das Netz zwischen Brust und Maul festklemmen können, und kann nur jeweils ein Pferd von einem Heusack fressen und zweitens ist der Heusack wieder im Handumdrehen leer.
So entstand die Idee des Heukorbes: ein zylindrischer Behälter mit einem Durchmesser von etwa 50 cm im Netz sorgt dafür, dass die Pferde deutlich länger brauchen, um an das locker im Heukorb liegende Heu heran zu kommen. Der Heukorb kann, weder wenn er frei schwingt, noch wenn er an einer Boxenwand hängt, auch von den klügsten Pferden nicht festgeklemmt werden. Zum Befüllen steht er selbstständig und wird aufgrund seiner großen Öffnung in Windeseile befüllt und aufgehängt. Ein Heukorb fasst bis zu 10 kg Heu oder Stroh.
Wir füttern jetzt seit einem halben Jahr aus den Heukörben, und unsere Pferde haben deutlich abgenommen. Sie fressen sehr gerne aus ihren Heukörben, auch zu dritt aus einem, wie es in dem Video zu sehen ist. Wenn sie satt sind, verlassen sie den Heukorb, auch wenn er noch halb voll ist. Oder sie wandern umher, um zu schauen, ob es sich aus einem anderen Heukorb vielleicht gerade leichter fressen lässt als aus dem, vor dem sie gerade stehen.
Seit wir die Heukörbe haben, sehe ich die Pferde oft morgens noch an ihnen stehen und fressen, und das ist ein beglückendes Gefühl. Ich habe das Ziel, meinen Pferden rund um die Uhr Heu anzubieten, also nach zehn Jahren, nach unendlich vielen Stunden, Wochen und Monaten der Basteleien und des Ausprobierens, endlich erreicht