Offenstallwissen
Offenstallwissen
Bäume und Büsche im Offenstall - Geeignet? Giftig?
Veröffentlicht am 9.7.2018
Wenn man einen Offenstall neu bepflanzt, dann kann man natürlich die Bäume und Büsche aussuchen, die vollkommen unbedenklich für Pferde sind. Dazu zählen:
Birke. Bei der Birke fressen die Pferde gerne Blätter und kleine Äste. Die Stämme bleiben jedoch meist verschont, da die Birke bei Verbiss Gerbsäure absondert. Birken können daher auch mal etwas dichter am Paddock stehen und haben trotzdem eine Überlebenschance.
Erlen gehören zu den Pionierpflanzen und besiedeln auch Flächen mit schwierigen Bodenverhältnissen. Sie sind daher besonders gut geeignet, wenn man Paddocks begrünen möchte, die ökologisch gesehen von den Pferden niedergemacht wurden (stark verdichtete Böden).
Hainbuchen sind beliebte Heckenpflanzen, da sie gut schnittverträglich sind (können daher auch gut angeknabbert werden) und dann sehr dichtes Astwerk ausbilden und zudem noch ihr trockenes Laub sehr lange auch über den Winter behalten. Sie bilden daher einen guten Wind- und Sichtschutz.
Weiden sind sehr geniale Bäume, da man sie aus Ruten selber ziehen kann, weil sie sehr schnell wachsen und weil sie zudem noch ökologisch wegen ihrer frühen Blühzeit sehr interessant sind (besonders Sal-Weiden, große Bedeutung für Ernährung von Schmetterlingen und Schmetterlingsraupen). Pferde knabbern gerne an Weidenzweigen. Man muss nur beachten, dass sie wegen des enthaltenen Salicins dopingrelevant sind. Turnierpferde sollten daher 48 Stunden vor einem Turnier keine Weidenäste mehr bekommen.
Pappeln sind sehr gute Futterbäume. Die Pferde fressen auch das abgefallene Laub. Zudem wachsen sie sehr schnell.
Linden gehören zu meinen Lieblingsbäumen, da man die jungen Blätter sehr gut als Rohkost essen kann :-). Zudem sind sie eine gute Bienenweide. Die Pferde fressen Linden nach unserer Beobachtung nicht so gerne. Wir haben daher einen Versuch laufen mit einer Lindenhütte, also sehr eng gepflanzten und miteinander verflochtenen Bäumen, die in einigen Jahren dann einen Unterstand ergeben sollen.
Haselnuss wird gerne von Pferden angeknabbert. Zudem kann man als Mensch die Nüsse ernten und man bietet Nahrung für kleine Säugetiere.
Kornelkirsche ist ein Frühblüher, oftmals noch vor der Fosythie, und ist daher eine wichtige Nahrungspflanze für viele Insekten. Die Früchte werden zudem von Vögeln und kleinen Säugetieren geschätzt, Pferde knabbern gerne an den Blätter. Die Kornelkirsche ist gut schnittverträglich (also auch abknabber-verträglich) und kann einfach über Absenker oder Stecklinge vermehrt werden.
Wildobstsorten (Holzapfel, Holzbirne, Wilde Vogelkirsche) eignen sich ebenfalls gut als Bepflanzung im Offenstall. Sie werden von den Pferden gerne angeknabbert und haben zudem ein großes Nahrungsangebot für Vögel und Insekten.
Weißdorn ist ein wunderbarer Strauch. Er wird von den Pferden gerne gefressen (gute Heilpflanze zur Herz-Kreislaufstärkung), die frischen Knospen kann man im Salat essen, er sieht mit den weißen Blüten und roten Beeren toll aus und ist ökologisch betrachtet eine große Bereicherung (viel Nahrung für Insekten und Vögel).
Wildrosen können im Offenstall besonders gut da eingesetzt werden, wo man etwas verdecken möchte (zum Beispiel an Mistlagerflächen oder auch am Unterstand). Es gibt rankende Arten. Die Pferde knabbern nur an den frischen Trieben. Man muss die Pflanzen daher mit einem Zaun nur so lange schützen, bis sie groß genug sind. Man sollte möglichst Sorten mit ungefüllten, offenen Blüten auswählen, damit die Insekten sie nutzen können. Die Hagebutten kann man als Leckerlie für die Pferde ernten.
Schwarzer Holunder ist ein Großstrauch, den die Pferde gar nicht anfressen. Diesen muss man also nur so lange mit einem Zaun schützen, bis er so groß ist, dass er nicht mehr umgetrampelt wird. Nach alten Überlieferungen soll er Mücken und Fliegen abwehren. Das wurde zwar nie nachgewiesen. Man beobachtet jedoch, dass sich Pferde gerne am Holunder aufhalten.
Manchmal plant man jedoch einen Offenstall auf einem Gelände, auf dem schon Bäume stehen und dann stellt sich die Frage, wie gefährlich diese Baumarten sind.
Giftige Bäume
Stark giftig sind: Robinie, Eibe, Lebensbaum (Thuja), Buchsbaum und Lorbeer
Diese Bäume sollten entfernt oder großräumig ausgezäunt werden. Leider hört man immer wieder von Vergiftungsfällen, häufig durch unsachgemäß entsorgten Baumschnitt.
In größeren Mengen oder zu bestimmten Zeiten problematisch
Neben den gut geeigneten und den giftigen Bäumen gibt es noch eine dritte Gruppe an Pflanzen. Diese sind nur in größeren Mengen oder zu bestimmten Zeiten problematisch.
Eichen sind nicht giftig, sondern sogar ein gutes Heilmittel bei unspezifischen Durchfällen. Blätter, Rinde und Früchte können von Pferden gefressen werden, jedoch nur in geringen Mengen. Fressen Pferde zu große Mengen, so kann es zu Verstopfungen und Koliken führen. Gesunde Pferde fressen nach meiner Beobachtung nur verträgliche Mengen. Es gibt jedoch viele Pferde mit Stoffwechselstörungen, bei denen ein freier Zugang zu Eicheln zu gefährlich ist. Daher sollte man Eichen zur Eichelfallzeit auszäunen. Auf Weideflächen muss man zudem im Frühjahr aufpassen, dass nicht zuviele Eichelkeimlinge im Pferdebereich stehen. Auch diese sind in größerer Anzahl unbekömmlich.
Buchen. Bei den Buchen sind die Bucheckern für Pferde stark giftig. Blätter und Zweige können angeknabbert werden. Außerhalb der Bucheckern-Zeit kann man Buchenäste in Totholzhecken anbieten. Steht eine Buche im Offenstall, so sollte man diese zur "Bucheckernfallzeit" vorsichtshalber auszäunen.
Walnuss. Die Walnuss wird von Pferden wenig bis gar nicht angeknabbert, hat daher auch ohne große Auszäunung eine gute Überlebenschance im Offenstall. Giftig ist nur das Kernholz, also das Holz im Inneren des Stammes, an das die Pferde bei einem lebendigen Baum nicht herankommen. Problematisch können zudem die grünen Fruchschalen sein, da diese häufig mit Pilzen befallen sind. Nach meiner Beobachtung fressen Pferde sie jedoch in der Regel nicht. Einen Walnussbaum würde ich daher im Offenstall stehen lassen und nur in der Zeit, in der die grünen Fruchtschalen herunter fallen, die Pferde vorsichtshalber gut beobachten, ob sie daran interessiert sind.
Ahorn. Der Bergahorn steht im Verdacht die Atypische Weidemyopathie auszulösen (eine meist tödlich verlaufende Muskelerkrankung). Giftig sind die Samen (also im Herbst problematisch, wenn die geflügelten Früchte vom Baum fallen) und auch die neuen Keimlinge (Gefahr im Frühjahr). Zudem können die Blätter giftig sein, wenn sie von einem Pilz befallen sind (Teerfleckenkrankheit, gut zu erkennen an den dicken schwarzen Flecken). Ahornzweige ohne schwarze Flecken kann man außerhalb der Fruchtzeit in Totholzhecken füttern. Bei uns stehen mehrere Ahornbäume direkt am Paddock und bereiten keine Probleme. Die Pferde haben jedoch Heu ad libitum und kein Interesse an den Samen. Da der Boden an der Seite des Offenstalls befestigt ist, können sich auch keine Keimlinge entwickeln.
Kastanien wurden früher an Pferde verfüttert. Heute werden sie in einigen Datenbanken als giftig aufgeführt.
Nadelbäume (Tannen, Kiefern, Fichten) sind in geringen Mengen unbedenklich. In größeren Mengen können die enthaltenen ätherischen Öle Probleme bereiten, vor allem bei tragenden Stuten. Bei uns haben die Pferde an Nadelbäumen kaum Interesse. Sie stehen daher problemlos am Offenstall, zum Beispiel in Hecken zum Witterungsschutz.
Obstbäume sind zu Fallobstzeiten problematisch. Wenn die Menge an Obst verglichen zur Pferdeanzahl gering ausfällt (zum Beispiel ein Baum und 20 Pferde), dann würde ich mir keine Gedanken machen. Ist das Verhältnis jedoch ungünstiger, dann sollte man die Bäume zur Fallobstzeit lieber auszäunen.
Bäume und Büsche im Offenstall - Geeignet? Giftig?
Veröffentlicht am 9.7.2018
Wenn man einen Offenstall neu bepflanzt, dann kann man natürlich die Bäume und Büsche aussuchen, die vollkommen unbedenklich für Pferde sind. Dazu zählen:
Birke. Bei der Birke fressen die Pferde gerne Blätter und kleine Äste. Die Stämme bleiben jedoch meist verschont, da die Birke bei Verbiss Gerbsäure absondert. Birken können daher auch mal etwas dichter am Paddock stehen und haben trotzdem eine Überlebenschance.
Erlen gehören zu den Pionierpflanzen und besiedeln auch Flächen mit schwierigen Bodenverhältnissen. Sie sind daher besonders gut geeignet, wenn man Paddocks begrünen möchte, die ökologisch gesehen von den Pferden niedergemacht wurden (stark verdichtete Böden).
Hainbuchen sind beliebte Heckenpflanzen, da sie gut schnittverträglich sind (können daher auch gut angeknabbert werden) und dann sehr dichtes Astwerk ausbilden und zudem noch ihr trockenes Laub sehr lange auch über den Winter behalten. Sie bilden daher einen guten Wind- und Sichtschutz.
Weiden sind sehr geniale Bäume, da man sie aus Ruten selber ziehen kann, weil sie sehr schnell wachsen und weil sie zudem noch ökologisch wegen ihrer frühen Blühzeit sehr interessant sind. Pferde knabbern gerne an Weidenzweigen. Man muss nur beachten, dass sie wegen des enthaltenen Salicins dopingrelevant sind. Turnierpferde sollten daher 48 Stunden vor einem Turnier keine Weidenäste mehr bekommen.
Pappeln sind sehr gute Futterbäume. Die Pferde fressen auch das abgefallene Laub. Zudem wachsen sie sehr schnell.
Linden gehören zu meinen Lieblingsbäumen, da man die jungen Blätter sehr gut als Rohkost essen kann :-). Zudem sind sie eine gute Bienenweide. Die Pferde fressen Linden nach unserer Beobachtung nicht so gerne. Wir haben daher einen Versuch laufen mit einer Lindenhütte, also sehr eng gepflanzten und miteinander verflochtenen Bäumen, die in einigen Jahren dann einen Unterstand ergeben sollen.
Haselnuss wird gerne angeknabbert. Zudem kann man als Mensch die Nüsse ernten und bietet Nahrung für kleine Säugetiere.
Kornelkirsche ist ein Frühblüher, oftmals noch vor der Fosythie, und ist daher eine wichtige Nahrungspflanze für viele Insekten. Die Früchte werden zudem von Vögeln und kleinen Säugetieren geschätzt, Pferde knabbern gerne an den Blätter. Die Kornelkirsche ist gut schnittverträglich (also auch abknabber-verträglich) und kann einfach über Absenker oder Stecklinge vermehrt werden.
Wildobstsorten (Holzapfel, Holzbirne, Wilde Vogelkirsche) eignen sich ebenfalls gut als Bepflanzung im Offenstall. Sie werden von den Pferden gerne angeknabbert und haben zudem ein großes Nahrungsangebot für Vögel und Insekten.
Weißdorn ist ein wunderbarer Strauch. Er wird von den Pferden gerne gefressen (gute Heilpflanze zur Herz-Kreislaufstärkung), die frischen Knospen kann man im Salat essen, er sieht mit den weißen Blüten und roten Beeren toll aus und ist ökologisch betrachtet eine große Bereicherung (viel Nahrung für Insekten und Vögel).
Wildrosen können im Offenstall besonders gut da eingesetzt werden, wo man etwas verdecken möchte (zum Beispiel an Mistlagerflächen oder auch am Unterstand). Es gibt rankende Arten. Die Pferde knabbern nur an den frischen Trieben. Man muss die Pflanzen daher mit einem Zaun nur so lange schützen, bis sie groß genug sind. Man sollte möglichst Sorten mit ungefüllten, offenen Blüten auswählen, damit die Insekten sie nutzen können. Die Hagebutten kann man als Leckerlie für die Pferde ernten.
Schwarzer Holunder ist ein Großstrauch, den die Pferde gar nicht anfressen. Diesen muss man also nur so lange mit einem Zaun schützen, bis er so groß ist, dass er nicht mehr umgetrampelt wird. Nach alten Überlieferungen soll er Mücken und Fliegen abwehren. Das wurde zwar nie nachgewiesen. Man beobachtet jedoch, dass sich Pferde gerne am Holunder aufhalten.
Manchmal plant man jedoch einen Offenstall auf einem Gelände, auf dem schon Bäume stehen und dann stellt sich die Frage, wie gefährlich diese Baumarten sind.
Giftige Bäume
Stark giftig sind: Robinie, Eibe, Lebensbaum (Thuja), Buchsbaum und Lorbeer
Diese Bäume sollten entfernt oder großräumig ausgezäunt werden. Leider hört man immer wieder von Vergiftungsfällen, häufig durch unsachgemäß entsorgten Baumschnitt.
In größeren Mengen oder zu bestimmten Zeiten problematisch
Neben den gut geeigneten und den giftigen Bäumen gibt es noch eine dritte Gruppe an Pflanzen. Diese sind nur in größeren Mengen oder zu bestimmten Zeiten problematisch.
Eichen sind nicht giftig, sondern sogar ein gutes Heilmittel bei unspezifischen Durchfällen. Blätter, Rinde und Früchte können von Pferden gefressen werden, jedoch nur in geringen Mengen. Fressen Pferde zu große Mengen, so kann es zu Verstopfungen und Koliken führen. Gesunde Pferde fressen nach meiner Beobachtung nur verträgliche Mengen. Es gibt jedoch viele Pferde mit Stoffwechselstörungen, bei denen ein freier Zugang zu Eicheln zu gefährlich ist. Daher sollte man Eichen zur Eichelfallzeit auszäunen. Auf Weideflächen muss man zudem im Frühjahr aufpassen, dass nicht zuviele Eichelkeimlinge im Pferdebereich stehen. Auch diese sind in größerer Anzahl unbekömmlich.
Buchen. Bei den Buchen sind die Bucheckern für Pferde stark giftig. Blätter und Zweige können angeknabbert werden. Außerhalb der Bucheckern-Zeit kann man Buchenäste in Totholzhecken anbieten. Steht eine Buche im Offenstall, so sollte man diese zur "Bucheckernfallzeit" vorsichtshalber auszäunen.
Walnuss. Die Walnuss wird von Pferden wenig bis gar nicht angeknabbert, hat daher auch ohne große Auszäunung eine gute Überlebenschance im Offenstall. Giftig ist nur das Kernholz, also das Holz im Inneren des Stammes, an das die Pferde bei einem lebendigen Baum nicht herankommen. Problematisch können zudem die grünen Fruchschalen sein, da diese häufig mit Pilzen befallen sind. Nach meiner Beobachtung fressen Pferde sie jedoch in der Regel nicht. Einen Walnussbaum würde ich daher im Offenstall stehen lassen und nur in der Zeit, in der die grünen Fruchtschalen herunter fallen, die Pferde vorsichtshalber gut beobachten, ob sie daran interessiert sind.
Ahorn. Der Bergahorn steht im Verdacht die Atypische Weidemyopathie auszulösen (eine meist tödlich verlaufende Muskelerkrankung). Giftig sind die Samen (also im Herbst problematisch, wenn die geflügelten Früchte vom Baum fallen) und auch die neuen Keimlinge (Gefahr im Frühjahr). Zudem können die Blätter giftig sein, wenn sie von einem Pilz befallen sind (Teerfleckenkrankheit, gut zu erkennen an den dicken schwarzen Flecken). Ahornzweige ohne schwarze Flecken kann man außerhalb der Fruchtzeit in Totholzhecken füttern. Bei uns stehen mehrere Ahornbäume direkt am Paddock und bereiten keine Probleme. Die Pferde haben jedoch Heu ad libitum und kein Interesse an den Samen. Da der Boden an der Seite des Offenstalls befestigt ist, können sich auch keine Keimlinge entwickeln.
Kastanien wurden früher an Pferde verfüttert. Heute werden sie in einigen Datenbanken als giftig aufgeführt.
Nadelbäume (Tannen, Kiefern, Fichten) sind in geringen Mengen unbedenklich. In größeren Mengen können die enthaltenen ätherischen Öle Probleme bereiten, vor allem bei tragenden Stuten. Bei uns haben die Pferde an Nadelbäumen kaum Interesse. Sie stehen daher problemlos am Offenstall, zum Beispiel in Hecken zum Witterungsschutz.
Obstbäume sind zu Fallobstzeiten problematisch. Wenn die Menge an Obst verglichen zur Pferdeanzahl gering ausfällt (zum Beispiel ein Baum und 20 Pferde), dann würde ich mir keine Gedanken machen. Ist das Verhältnis jedoch ungünstiger, dann sollte man die Bäume zur Fallobstzeit lieber auszäunen.