Offenstallwissen

Offenstallwissen

Eichen im Offenstall?

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 6.12.2017

Wenn man verschiedene Beiträge in Foren oder in Facebook liest, bekommt man den Eindruck, dass Eichen stark giftig sind und im Offenstall nichts zu suchen haben. Das ist aus mehreren Gründen sehr schade.

Die heimischen deutschen Eichen sind nur in größeren Mengen unverträglich.

In Deutschland sind die Stieleiche (auch Sommereiche oder Deutsche Eiche genannt) und die Traubeneiche (auch Wintereiche genannt) heimisch. Die beiden unterscheiden sich im Äußeren wenig. Die Traubeneichen meidet schwere Böden und Spätfrostlagen und verträgt dafür mehr Trockenheit. Man findet sie eher an Hängen. Die Stieleiche bevorzugt dagegen nährstoffreiche, tiefgründige Lehm- und Tonböden und erträgt auch mal kurzfristige Staunässe. Beide Eichen-Arten sind genau so giftig wie Salz oder Knoblauch, nämlich nur in größeren Mengen.


Eichen sind wertvolle Heilpflanzen

Eichen enthalten relativ viel Gerbsäure. Vor allem Eichenrinde wirkt als Sud äußerlich sehr gut bei Juckreiz oder bei Haut-Geschwüren. Innerlich kann man es bei unspezifischen Durchfallerkrankungen einsetzen.


Was bedeutet es für unsere Weidehaltung?

Es reicht leider nicht, dass die Weiden irgendwie grün bleiben. Sowohl für die Pferde als auch für die restliche Natur wünschen wir uns eine gute Weidequalität. Dazu gehört eine möglichst große Gräservielfalt und der Besatz mit Kräutern und Blühpflanzen Und wir wünschen uns Flächen mit einem gesunden Boden, der Wasser aufnehmen und speichern kann.

Die Eiche ist ein sehr artenreicher Lebensraum

Großer Eichenbock

Bei den Artenzählungen liegt die Eiche mit Abstand an der Spitze. Sie ist also der Baum, der den meisten Insekten, Vögeln und Säugetieren Nahrung und ein Zuhause bietet. Laut Wikipedia wurden allein in der Eichenkrone über 1000 verschiedene Insekten gezählt. Über 100 Schmetterlingsarten nutzen die Eichen als Nahrungsquelle im Raupenstadium.

Sehr viele Tierarten sind auf die Eiche speizializiert, was man häufig an der Namensgebung erkennen kann. Auf dem Foto sieht man zum Beispiel einen Großen Eichenbock – eine Käferart, die in Deutschland akut vom Aussterben bedroht ist.

Bezüglich Klimawandel sind Eichen eine gute Wahl

Ein weiterer Pluspunkt für die heimischen Eichen ist die Einschätzung, dass sie gut mit dem Klimawandel zurechtkommen. Mit ihrem tiefen  Wurzelwerk sind sie nicht besonders windanfällig und tolerieren auch trockene Zeiten relativ gut.  Dieses ist auch ein Grund, warum Eichen beim Waldumbau aktuell wieder eine größere Rolle spielen.

Zu beachten!

Wenn Eichenrinde oder auch Eicheln in größeren Mengen von Pferden gefressen werden, dann kann es zu Magenreizungen und Verstopfungen führen. Nach unseren Beobachtungen kennen gesunde Pferde ihre Grenze von alleine. Bei Pferden mit Stoffwechselstörungen kann es jedoch vor allem zu Eichel-Fall-Zeiten zu einer größeren Aufnahme kommen. Wenn man belastete Pferde hat (oder sich nicht sicher ist), dann sollte man in dieser Phase entsprechend aufpassen.

Wie kann man Eichen in den Offenstall integrieren?

Bäume müssen generell so ausgezäunt werden, dass die Pferde nicht an den Stamm gelangen können. Ansonsten können die meisten Bäume in einem Offenstall nicht überleben. Bei Großpferden benötigt man also einen Zaun im Abstand von 1 m. Da es dadurch nicht all zu viele erreichbare Äste gibt, braucht man sich über die Fressmenge an Blättern und Zweigen keine Gedanken machen. Hier kommen keine großen Mengen zusammen.


Kritisch ist es daher nur zur Eichelzeit.

In dieser Phase kann man endweder regelmäßig (und vor allem nach einem Sturm) die Eicheln zusammen harken und entfernen. Oder man kann den Bereich um die Eiche auszäunen.


Auf dem rechten Bild sieht man eine Planung für einen Paddock-Trail auf einem Gelände mit altem Eichenbestand. Hier wurde der Trail so geplant, dass man die Wege an den Eichen entlang vorübergehend schließen kann (gestrichelte Linien).

Eichen im Offenstall
Eichen im Offenstall

Sind die Platzverhältnisse im Offenstall zu beengt für solche Auszäunungen, dann ist die Eiche immer noch ein ganz wunderbarer Baum für die Weide. Eichen lieben Licht und stehen daher gerne alleine im Offenland. Für die Pferde hat man einen schönen Schattenplatz in den Sommermonaten geschaffen und für sehr viele kleinere Tiere ein Zuhause. Zur Eichelzeit sind die Weiden ohnehin schon meist zur Schonung des Grasbewuchses geschlossen. Oder man kann bei der Organisation der Wechselweiden berücksichtigen, dass die Eichen-Weide zu dieser Zeit nicht genutzt wird.


Fördermittel möglich

Die Pflanzung von Einzelbäumen ist unter bestimmten Voraussetzungen förderfähig. Die Stileiche gehört in Sachsen unter der Richtlinie „Natürliches Erbe“ (Förderperiode 2014 bis 2020) zu den förderfähigen, gebietsheimischen Baumarten und wird dort mit 78,-€ pro Baum bezuschusst. Wenn Sie in etwas größerem Maße Ihren Offenstall ökologisch aufwerten möchten, lohnt sich ein Gespräch mit dem zuständigen Amt für Umwelt und Landwirtschaft.

Eichen im Offenstall?

Veterinäramt Hannover fördert Offenstallhaltung

Veröffentlicht am 6.12.2017

Wenn man verschiedene Beiträge in Foren oder in Facebook liest, bekommt man den Eindruck, dass Eichen stark giftig sind und im Offenstall nichts zu suchen haben. Das ist aus mehreren Gründen sehr schade.

Die heimischen deutschen Eichen sind nur in größeren Mengen unverträglich.

In Deutschland sind die Stieleiche (auch Sommereiche oder Deutsche Eiche genannt) und die Traubeneiche (auch Wintereiche genannt) heimisch. Die beiden unterscheiden sich im Äußeren wenig. Die Traubeneichen meidet schwere Böden und Spätfrostlagen und verträgt dafür mehr Trockenheit. Man findet sie eher an Hängen. Die Stieleiche bevorzugt dagegen nährstoffreiche, tiefgründige Lehm- und Tonböden und erträgt auch mal kurzfristige Staunässe. Beide Eichen-Arten sind genau so giftig wie Salz oder Knoblauch, nämlich nur in größeren Mengen.

Eichen sind wertvolle Heilpflanzen

Eichen enthalten relativ viel Gerbsäure. Vor allem Eichenrinde wirkt als Sud äußerlich sehr gut bei Juckreiz oder bei Haut-Geschwüren. Innerlich kann man es bei unspezifischen Durchfallerkrankungen einsetzen.

Was bedeutet es für unsere Weidehaltung?

Es reicht leider nicht, dass die Weiden irgendwie grün bleiben. Sowohl für die Pferde als auch für die restliche Natur wünschen wir uns eine gute Weidequalität. Dazu gehört eine möglichst große Gräservielfalt und der Besatz mit Kräutern und Blühpflanzen Und wir wünschen uns Flächen mit einem gesunden Boden, der Wasser aufnehmen und speichern kann.

Die Eiche ist ein sehr artenreicher Lebensraum

Großer Eichenbock

Bei den Artenzählungen liegt die Eiche mit Abstand an der Spitze. Sie ist also der Baum, der den meisten Insekten, Vögeln und Säugetieren Nahrung und ein Zuhause bietet. Laut Wikipedia wurden allein in der Eichenkrone über 1000 verschiedene Insekten gezählt. Über 100 Schmetterlingsarten nutzen die Eichen als Nahrungsquelle im Raupenstadium.

Sehr viele Tierarten sind auf die Eiche speizializiert, was man häufig an der Namensgebung erkennen kann. Auf dem Foto sieht man zum Beispiel einen Großen Eichenbock – eine Käferart, die in Deutschland akut vom Aussterben bedroht ist.

Bezüglich Klimawandel sind Eichen eine gute Wahl

Ein weiterer Pluspunkt für die heimischen Eichen ist die Einschätzung, dass sie gut mit dem Klimawandel zurechtkommen. Mit ihrem tiefen  Wurzelwerk sind sie nicht besonders windanfällig und tolerieren auch trockene Zeiten relativ gut.  Dieses ist auch ein Grund, warum Eichen beim Waldumbau aktuell wieder eine größere Rolle spielen.

Zu beachten!

Wenn Eichenrinde oder auch Eicheln in größeren Mengen von Pferden gefressen werden, dann kann es zu Magenreizungen und Verstopfungen führen. Nach unseren Beobachtungen kennen gesunde Pferde ihre Grenze von alleine. Bei Pferden mit Stoffwechselstörungen kann es jedoch vor allem zu Eichel-Fall-Zeiten zu einer größeren Aufnahme kommen. Wenn man belastete Pferde hat (oder sich nicht sicher ist), dann sollte man in dieser Phase entsprechend aufpassen.

Wie kann man Eichen in den Offenstall integrieren?

Bäume müssen generell so ausgezäunt werden, dass die Pferde nicht an den Stamm gelangen können. Ansonsten können die meisten Bäume in einem Offenstall nicht überleben. Bei Großpferden benötigt man also einen Zaun im Abstand von 1 m. Da es dadurch nicht all zu viele erreichbare Äste gibt, braucht man sich über die Fressmenge an Blättern und Zweigen keine Gedanken machen. Hier kommen keine großen Mengen zusammen.


Kritisch ist es daher nur zur Eichelzeit.

In dieser Phase kann man endweder regelmäßig (und vor allem nach einem Sturm) die Eicheln zusammen harken und entfernen. Oder man kann den Bereich um die Eiche auszäunen.


Auf dem rechten Bild sieht man eine Planung für einen Paddock-Trail auf einem Gelände mit altem Eichenbestand. Hier wurde der Trail so geplant, dass man die Wege an den Eichen entlang vorübergehend schließen kann (gestrichelte Linien).

Eichen im Offenstall
Eichen im Offenstall

Sind die Platzverhältnisse im Offenstall zu beengt für solche Auszäunungen, dann ist die Eiche immer noch ein ganz wunderbarer Baum für die Weide. Eichen lieben Licht und stehen daher gerne alleine im Offenland. Für die Pferde hat man einen schönen Schattenplatz in den Sommermonaten geschaffen und für sehr viele kleinere Tiere ein Zuhause. Zur Eichelzeit sind die Weiden ohnehin schon meist zur Schonung des Grasbewuchses geschlossen. Oder man kann bei der Organisation der Wechselweiden berücksichtigen, dass die Eichen-Weide zu dieser Zeit nicht genutzt wird.


Fördermittel möglich

Die Pflanzung von Einzelbäumen ist unter bestimmten Voraussetzungen förderfähig. Die Stileiche gehört in Sachsen unter der Richtlinie „Natürliches Erbe“ (Förderperiode 2014 bis 2020) zu den förderfähigen, gebietsheimischen Baumarten und wird dort mit 78,-€ pro Baum bezuschusst. Wenn Sie in etwas größerem Maße Ihren Offenstall ökologisch aufwerten möchten, lohnt sich ein Gespräch mit dem zuständigen Amt für Umwelt und Landwirtschaft.