Offenstallwissen
Welche Gruppengröße passt?
Veröffentlicht am 28.06.2022 von Katharina Graf
Diese Frage lässt sich, wie die meisten Fragen in der Pferdehaltung, nicht so einfach beantworten. Die Entscheidung muss individuell getroffen werden, mit dem Blick auf das Pferd, die bisherigen Erfahrungen und die räumlichen Gegebenheiten.
Grundsätzlich ist es so, dass Pferde Herdentiere sind und sich nur in einer Gruppe wirklich sicher und wohl fühlen. Wie groß diese Gruppe aber genau sein soll, lässt sich so pauschal nicht beantworten und ist abhängig von dem jeweiligen Pferd.
Auf dem Pferdehof Glau sind die Gruppen im Normalfall ca. 15 Pferde stark und teilweise sehr heterogen - besser gesagt, sehr bunt. Wir haben junge und alte Pferde in einer Gruppe, Ponys gemischt mit Großpferden und ruheliebende Pferde, sowie Raufbolde. Und den Pferden geht es gut damit, weil jeder seine Bedürfnisse decken kann! Zur Sicherheit haben wir letztes Jahr für ältere Pferde eine separate Gruppe gebildet, die genau auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist und in die die Pferde wechseln können, falls ihnen das Leben in den anderen Gruppen doch zu bunt wird :).
Damit Gruppen gut funktionieren ist es meiner Meinung nach wichtig, dass bestimmte Regeln und Maßzahlen unabhängig von der Gruppengröße eingehalten werden. Bei uns gilt:
• 10 m2 Unterstandfläche pro Großvieheinheit (GVE)
• Mindestens 300 m2 Paddockfläche pro GVE
• 5 Fressplätze pro Heuraufe
Diese Maßzahlen werden eingehalten, unabhängig davon, ob 6 oder 16 Pferde in einer Gruppe sind.
Die Umrechnung von "Pferd in GVE" erfolgt nach Größe, Individualdistanz und Verhalten des einzelnen Pferdes. So rechne ich ein ranghohes, 1,65m Warmblut mit großer Individualdistanz mit 1,1 GVE, während ich einen rangniederen, verträglichen Isländer eher mit 0,7 GVE rechne. So ergibt sich ein ein realistischeres Bild der Gruppe und danach auch die Entscheidung, ob noch ein Platz in der Gruppe frei ist oder nicht.
Es kann also passieren, dass eine Gruppe mit 14 Pferden voll besetzt ist, wenn es sich hierbei vorwiegend um große, platzliebende, lauffreudige Pferde handelt, obwohl bei einer anderen Gruppe mit gleichen räumlichen Gegebenheiten 17 Pferde Platz finden. Zum Beispiel weil viele Jungpferde vertreten sind, die eine sehr geringe Individualdistanz haben und sehr verträglich sind.
Hierbei gilt es immer die Gruppen gut zu beobachten, ob alle zum Liegen und zum Fressen kommen, ob jeder einen Rückzugsort findet und in Ruhe trinken kann. Wir versuchen möglichst keine Außenseiter zu schaffen. Zum Beispiel kein einzelnes Jungpferd zwischen älteren Pferden oder andersherum.
Mit den oben genanten Maßzahlen ergeben sich für eine Gruppe von 15 GVE ein 150 m2 großer Unterstand, mindestens 4500 m2 Paddockfläche und 3 große Heuraufen. Es ergeben sich bei 15 Pferden aber auch 14 verschiedene Artgenossen zum miteinander Spielen, gemeinsam Fressen, Dösen oder Schlafen. Bei uns können wir beobachten, dass nicht für jede Situation der selbe Pferdepartner gewählt wird. Während mit dem einen gerne gefressen oder gedöst wird, wird zum spielen ggf. einen anderen Pferdepartner ausgewählt. Und auch das ist flexibel. So ist es nicht immer der selbe Spielpartner sondern kann morgen auch ein anderer sein.
In den Fotos sieht man einen Palominowallach, er ruht mit einer Gruppe von Pferden, spielt jedoch mit einem anderen.
Meiner Meinung nach ist die Auswahl an Artgenossen aber auch an Heuraufen, Rückzugsorten und Unterständen ein großer Vorteil von größeren Gruppen. Auch wenn die Quadratmeteranzahl an Paddockfläche pro Pferd identisch ist, so hat ein Pferd in einer Gruppe von 15 Pferden eine andere Bewegungsmöglichkeit als mit nur 3 anderen Pferden.
Außerdem bieten große Gruppen auch die Möglichkeit, dass Pferde die nicht gut miteinander zurecht kommen, einander aus dem Weg gehen können. So muss ein Pferd nicht immer mit demjenigen, mit dem es sich nicht so gut versteht, an der einzigen zur Verfügung stehenden Heuraufe fressen.
Meiner Meinung nach haben gesunde, sozialisierte Pferde in großen Gruppen die Möglichkeit sich den Platz zu suchen, an dem sie sich sicher und wohl fühlen und müssen nicht aus „Mangel an Alternativen“ reagieren. Voraussetzung hierfür ist aber dass die räumlichen Gegebenheiten auch ein entspanntes Zusammenwohnen vieler Pferde möglich machen. Hierbei helfen gut strukturierte Paddocks mit Funktionsbereichen zum Fressen, Schlafen und Trinken aber auch alternative Nahrungsergänzung, wie zum Beispiel Totholzhecken oder Verbissbüsche. Wir haben bisher mit Gruppengrößen zwischen 10 und 20 Pferden gute Erfahrungen gemacht.
Welche Gruppengröße passt?
Veröffentlicht am 28.06.2022 von Katharina Graf
Diese Frage lässt sich, wie die meisten Fragen in der Pferdehaltung, nicht so einfach beantworten. Die Entscheidung muss individuell getroffen werden, mit dem Blick auf das Pferd, die bisherigen Erfahrungen und die räumlichen Gegebenheiten.
Grundsätzlich ist es so, dass Pferde Herdentiere sind und sich nur in einer Gruppe wirklich sicher und wohl fühlen. Wie groß diese Gruppe aber genau sein soll, lässt sich so pauschal nicht beantworten und ist abhängig von dem jeweiligen Pferd.
Auf dem Pferdehof Glau sind die Gruppen im Normalfall ca. 15 Pferde stark und teilweise sehr heterogen - besser gesagt, sehr bunt. Wir haben junge und alte Pferde in einer Gruppe, Ponys gemischt mit Großpferden und ruheliebende Pferde, sowie Raufbolde. Und den Pferden geht es gut damit, weil jeder seine Bedürfnisse decken kann! Zur Sicherheit haben wir letztes Jahr für ältere Pferde eine separate Gruppe gebildet, die genau auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist und in die die Pferde wechseln können, falls ihnen das Leben in den anderen Gruppen doch zu bunt wird :).
Damit Gruppen gut funktionieren ist es meiner Meinung nach wichtig, dass bestimmte Regeln und Maßzahlen unabhängig von der Gruppengröße eingehalten werden. Bei uns gilt:
• 10 m2 Unterstandfläche pro Großvieheinheit (GVE)
• Mindestens 300 m2 Paddockfläche pro GVE
• 5 Fressplätze pro Heuraufe
Diese Maßzahlen werden eingehalten, unabhängig davon, ob 6 oder 16 Pferde in einer Gruppe sind.
Die Umrechnung von "Pferd in GVE" erfolgt nach Größe, Individualdistanz und Verhalten des einzelnen Pferdes. So rechne ich ein ranghohes, 1,65m Warmblut mit großer Individualdistanz mit 1,1 GVE, während ich einen rangniederen, verträglichen Isländer eher mit 0,7 GVE rechne. So ergibt sich ein ein realistischeres Bild der Gruppe und danach auch die Entscheidung, ob noch ein Platz in der Gruppe frei ist oder nicht.
Es kann also passieren, dass eine Gruppe mit 14 Pferden voll besetzt ist, wenn es sich hierbei vorwiegend um große, platzliebende, lauffreudige Pferde handelt, obwohl bei einer anderen Gruppe mit gleichen räumlichen Gegebenheiten 17 Pferde Platz finden. Zum Beispiel weil viele Jungpferde vertreten sind, die eine sehr geringe Individualdistanz haben und sehr verträglich sind.
Hierbei gilt es immer die Gruppen gut zu beobachten, ob alle zum Liegen und zum Fressen kommen, ob jeder einen Rückzugsort findet und in Ruhe trinken kann. Wir versuchen möglichst keine Außenseiter zu schaffen. Zum Beispiel kein einzelnes Jungpferd zwischen älteren Pferden oder andersherum.
Die Oldies in der Herde
Mit den oben genanten Maßzahlen ergeben sich für eine Gruppe von 15 GVE ein 150 m2 großer Unterstand, mindestens 4500 m2 Paddockfläche und 3 große Heuraufen. Es ergeben sich bei 15 Pferden aber auch 14 verschiedene Artgenossen zum miteinander Spielen, gemeinsam Fressen, Dösen oder Schlafen. Bei uns können wir beobachten, dass nicht für jede Situation der selbe Pferdepartner gewählt wird. Während mit dem einen gerne gefressen oder gedöst wird, wird zum spielen ggf. einen anderen Pferdepartner ausgewählt. Und auch das ist flexibel. So ist es nicht immer der selbe Spielpartner sondern kann morgen auch ein anderer sein.
In den Fotos sieht man einen Palominowallach, er ruht mit einer Gruppe von Pferden, spielt jedoch mit einem anderen.
Meiner Meinung nach ist die Auswahl an Artgenossen aber auch an Heuraufen, Rückzugsorten und Unterständen ein großer Vorteil von größeren Gruppen. Auch wenn die Quadratmeteranzahl an Paddockfläche pro Pferd identisch ist, so hat ein Pferd in einer Gruppe von 15 Pferden eine andere Bewegungsmöglichkeit als mit nur 3 anderen Pferden.
Außerdem bieten große Gruppen auch die Möglichkeit, dass Pferde die nicht gut miteinander zurecht kommen, einander aus dem Weg gehen können. So muss ein Pferd nicht immer mit demjenigen, mit dem es sich nicht so gut versteht, an der einzigen zur Verfügung stehenden Heuraufe fressen.
Meiner Meinung nach haben gesunde, sozialisierte Pferde in großen Gruppen die Möglichkeit sich den Platz zu suchen, an dem sie sich sicher und wohl fühlen und müssen nicht aus „Mangel an Alternativen“ reagieren. Voraussetzung hierfür ist aber dass die räumlichen Gegebenheiten auch ein entspanntes Zusammenwohnen vieler Pferde möglich machen. Hierbei helfen gut strukturierte Paddocks mit Funktionsbereichen zum Fressen, Schlafen und Trinken aber auch alternative Nahrungsergänzung, wie zum Beispiel Totholzhecken oder Verbissbüsche. Wir haben bisher mit Gruppengrößen zwischen 10 und 20 Pferden gute Erfahrungen gemacht.